Erneute Planungen

Bis zum Juni 1949 ruhen die Planungen für den Bau einer Gedenkstätte. Außerhalb von Gedenkveranstaltungen ist der ehemalige Hinrichtungsort für Besucherinnen und Besucher weiterhin so gut wie unzugänglich. Neben Instand­haltungs­arbeiten ist lediglich am ehemaligen Standort des Fallbeils im Hinrichtungsschuppen eine Steinkonsole errichtet worden. Die Idee einer Kennzeichnung der unmittelbaren Hinrichtungsstelle geht vermutlich auf den Entwurf von Hans Bartling aus dem ersten Wettbewerb zurück.

Plötzensee ist jedoch nach der Spaltung der Stadt zu einem wichtigen Ort des Gedenkens in West-Berlin geworden. So werden im Frühsommer 1949 die Planungen für die Errichtung einer Gedenkstätte unter der Verantwortung der Abteilung für politisch, rassisch und religiös Verfolgte beim Senator für Sozialwesen wieder aufgenommen.

Wiederaufnahme der Planungen

Am 1. Juni 1949 findet eine Begehung von Vertretern der Abteilung für Sozialwesen mit dem Architekten Bruno Grimmek statt, der zu dieser Zeit das Entwurfsamt beim Amt für Bau- und Wohnungswesen leitet. Er entwickelt verschiedene Vorschläge für die weitere Ausgestaltung der Gedenkstätte und sagt zu, bereits bis zum 25. Juni genauere Planungen und eine Einschätzung der entstehenden Kosten vorzulegen.

Bereits während der ersten Begehung regt Bruno Grimmek an, die Steinkonsole im ehemaligen Hinrichtungsraum durch eine Opferschale mit der Zahl der in Plötzensee Ermordeten zu ersetzen. Dieser Teil der Gestaltung wird jedoch nicht umgesetzt und die Konsole in den 1960er Jahren entfernt.

Bruno Grimmeks Vorschlag, die Namen der aus politischen Gründen Hingerichteten an die Wände der Richtstätte zu schreiben, wird angesichts ihrer großen Zahl schnell verworfen. Überlegungen, die Namen der Ermordeten in mehreren Büchern nach Nationen geordnet handschriftlich festzuhalten, scheitern daran, dass sich aufgrund fehlender Unterlagen zu diesem Zeitpunkt weder die genaue Zahl der Opfer noch deren Herkunftsländer feststellen lassen. Deutlich ist jedoch der Wunsch, den europäischen Charakter des Ortes hervorzuheben und den Widerstand von Menschen aus den verschiedenen Nationen zu würdigen.

Walter Löffler 24. Mai 1900 - 29. April 1967

Der SPD-Bezirksverordnete Walter Löffler wird Anfang der 1930er Jahre Angestellter beim Bezirksamt Prenzlauer Berg. Während des Nationalsozialismus ist er im Widerstand aktiv. Er wird wegen „Vorbereitung zum Hochverrat” zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt und ist unter anderem im Strafgefängnis Plötzensee inhaftiert.

Nach 1945 arbeitet Walter Löffler als Referent im Hauptamt „Opfer des Faschismus” beim Berliner Magistrat. Nach der Spaltung der Stadtverwaltung geht er in den Westteil der Stadt. Von Ende 1948 bis 1964 ist er Leiter der Abteilung für politisch, rassisch und religiös Verfolgte beim Senator für Sozialwesen. Unter Federführung seines Referates wird 1951/1952 die Gedenkstätte Plötzensee errichtet. Auch für Erweiterungen und für die Organisation von Veranstaltungen am historischen Ort ist Walter Löffler verantwortlich.

Eine schnelle Umsetzung der Planungen von Bruno Grimmek scheitert aus finanziellen Gründen, es werden lediglich weitere Instandsetzungsarbeiten durchgeführt und der zerstörte Teil des Hinrichtungsschuppens abgetragen. Erst am 16. Juli 1951 beschließt der Berliner Senat endgültig die Errichtung einer Gedenkstätte für die Opfer des National­sozialis­mus in der ehemaligen Hinrichtungsstätte. Die Grundsteinlegung soll zum Gedenktag für die Opfer des Faschismus am 9. September desselben Jahres erfolgen.

Der Beschluss zur Errichtung der Gedenkstätte

Im Juli 1951 geht der Senat noch von einer Summe von 130.000 DM für die Errichtung der Gedenkstätte aus. Diese Kosten werden sich bis zur Fertigstellung jedoch durch Änderungen der Baupläne, den Bau von Toilettenanlagen und eine gärtnerische Ausgestaltung erhöhen.

Die ursprünglich geplante Fertigstellung eines Großteils der Gedenkstätte bis zum September 1951 erweist sich schnell als nicht realisierbar.