Justizmorde an tschechischen Widerstandskämpfern
Eine Reihe ranghoher tschechischer Offiziere bildet nach der deutschen Besetzung im März 1939 die illegale Militärorganisation Obrana Národa (ON - Verteidigung der Nation). Auch die tschechischen Verwaltungsbehörden des „Protektorats” halten lange Zeit enge Verbindung mit der Exilregierung unter Edvard Beneš in London, versorgen diese mit Informationen und organisieren die Flucht von Freiwilligen für die tschechischen Einheiten, die auf der Seite der Alliierten kämpfen.
Dem Nachrichtendienst der ON gelingt es zeitweise, ganze Einrichtungen der Protektoratsverwaltung zu unterwandern. 1940/41 beginnt das ÚVOD (Zentrum der Widerstandsbewegung im Lande), die Aktivitäten der verschiedenen illegalen Widerstandsorganisationen zu koordinieren.
Da im „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren” die deutschen Rechtsvorschriften gelten, verurteilt der „Volksgerichtshof” Hunderte von tschechischen Widerstandskämpfern aller politischen Gruppen zum Tode. Mehr als 600 von ihnen werden allein im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee ermordet.
Der Berufsoffizier Josef Srstka dient im tschechoslowakischen Heer. Mit Auflösung der Armee durch die deutsche Besatzung wird er im Rang eines Oberst entlassen. Er arbeitet in der illegalen Organisation der Obrana Národa, wo er von General Dolečal zeitweise die Funktion des Stabschefs der Untergrundarmee übernimmt. Im Frühjahr 1941 übernimmt er vom ÚVOD den Auftrag, Angehörige von Widerstandskämpfern, von in den alliierten Armeen kämpfenden Soldaten und von Opfern des NS-Terrors zu unterstützen. Als Soldat ist er bereit, wie es im Urteil des „Volksgerichtshofes” heißt, „die Waffen gegen das Reich” zu ergreifen. Am 19. Dezember 1941 wird Srstka festgenommen. Nach langen Voruntersuchungen findet am 10. März 1943 vor dem „Volksgerichtshof” ein Prozess gegen ihn, Gustav Svoboda, Alois Machačík und Vacláv Adam statt. Alle vier werden zum Tode verurteilt und am 1. Juni 1943 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee enthauptet.