Tatarische Widerstandskämpfer um Musa Dshalil
In deutscher Gefangenschaft sind die Soldaten der Roten Armee unfassbarer Brutalität ausgesetzt. Hunderttausende von ihnen verhungern, erfrieren oder werden erschossen. Die Wehrmacht sucht aber unter den gefangenen Soldaten auch Kollaborateure als Hilfstruppen für den Krieg gegen die Sowjetunion. In der bei Radom in Polen im Spätherbst 1942 aufgestellten Legion Idel-Ural sollen Wolgatataren, Baschkiren und Mari für das nationalsozialistische Deutschland kämpfen.
Darunter sind auch einige tatarische Intellektuelle und Offiziere. Sie wollen nach der Ausbildung möglichst rasch fliehen und gegen die deutschen Truppen kämpfen. Noch unter deutscher Kontrolle gelingt es ihnen, durch patriotische Dichtungen, Lieder und Flugblätter andere tatarische Legionäre zu beeinflussen. Beim ersten Einsatz eines Bataillons der Legion Idel-Ural im Februar 1943 laufen 950 Soldaten zu den sowjetischen Partisanen in Belorussland über.
Einige Monate später, im August 1943, entdeckt die Gestapo das Wirken der Gruppe, deren Kopf der bedeutende tatarische Dichter Musa Dshalil ist. Nach Monaten der Haft verurteilt am 12. Februar 1944 das Reichskriegsgericht in Dresden elf Tataren, unter ihnen Musa Dshalil, wegen „Zersetzung der Wehrkraft, Feindbegünstigung und Kriegsverrats” zum Tode. Am 25. August 1944 zwischen 12.06 und 12.36 Uhr werden sie im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee enthauptet.
Der 1906 geborene Musa Dshalil wird 1940 Vorsitzender des tatarischen Schriftstellerverbandes und gilt als einer der bedeutendsten Dichter tatarischer Sprache. Nach dem Überfall Deutschlands auf die UdSSR im Juni 1941 wird er einberufen und dient als Politoffizier und Frontkorrespondent. Im Juni 1942 gerät er schwer verwundet in Gefangenschaft. Nach einiger Zeit tritt er unter dem Decknamen Gumerow der Wehrmachtpropagandastelle für die Legion Idel-Ural bei. Durch seine patriotischen Texte stärkt Musa Dshalil den Widerstandswillen seiner Landsleute gegenüber den Nationalsozialisten.