Josef Bača

14. Januar 1911, Slopné – 3. Mai 1943
Josef Bača

Erkennungsdienstliche Aufnahme von Josef Bača, 1941

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-468-14

Josef Bača wird am 14. Januar 1911 in Slopné geboren, macht eine Lehre als Schriftsetzer und dient ab 1933 für zwei Jahre in der Tschechoslowakischen Armee.
Im Jahr 1940 bekommt Bača Besuch von seinem Schwa­ger Vladislav Bobák, der für den sowjetischen Geheim­dienst in Prag und Brünn eine Spionageorganisation auf­baut und durch angeworbene Männer und Frauen haupt­sächlich die Stärke und Ausrüstung der einzelnen militä­rischen Einheiten im „Protek­torat” auskundschaften lässt. Bača übergibt Bobák Ende 1940 eine Zeichnung der Umgebung von Wach­lowitz mit über 60 eingetra­genen „militärischen Magazinen” der Wehrmacht sowie eine Lage­skizze der Waffenfabrik in Ungarisch Brod.
Josef Bača wird im März 1941 festgenommen, vom 1. Senat des „Volksgerichtshofs” am 27. November 1942 wegen „Vor­bereitung zum Hochverrat” zum Tode verur­teilt und am 3. Mai 1943 im Strafgefängnis Berlin-Plöt­zensee ermor­det.

Dokumente

Anklage des „Volksgerichtshofs” gegen Josef Bača vom 31. Juli 1942

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-468-6

Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Josef Bača vom 27. November 1942

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-468-6

Berlin-Plötzensee, den 30. Dezember 1942

An den Oberreichsanwalt bei dem Volksgerichtshof in Berlin

Josef Bača bittet
um gnadenweise Umwandlung der Todesstrafe in eine Freiheitsstrafe.
Mit Urteil des Volksgerichtshofes in Berlin vom 27. November d.J., obiges Aktenzeichen, wurde ich wegen eines politischen Deliktes zum Tode verurteilt.
Ich bitte um Umwandlung dieser Strafe, in eine zeitliche Freiheitstrafe und stütze mich hierbei auf folgende Gründe:
Ich war mir der Tragweite meiner Handlungsweise nicht bewusst, da ich nicht über die nötige Lebenserfahrung verfüge, u. wurde das Opfer eines gewissenlosen Abenteueres, aus dessen Klauen ich mich nicht mehr befreien konnte.
Ich wurde am 14. Jänner 1911 in Slopné, Bez. Wisowitz, als drittes Kind eines Dorfkrämers geboren. Im Alter von 8 Jahren verlor ich die Mutter, u. da mein Vater kurz nachher zum zweitenmal u. später noch ein drittesmal heiratete, u. die Stiefmutter für uns Kinder aus erste Ehe keine Liebe u. kein Interesse hatten, trieb es mich schon in jungen Jahren aus dem Elterhaus. Nach Absolvierung der Volks- u. Bürgerschule u. nach einer kurzen Lehrzeit als Kaufmannslehrling u. nach dem Tode meines Vaters ging ich im Alter von 17 Jahren nach Brünn u. lernte das Schriftsetzergewerbe. Ich absolvierte die Lehrzeit von 4 Jahren zufriedenstellend u. leistete 2 Jahre meine militärische Dienstpflicht. Dann war ich als Schriftsetzer in verschiedenen Unternehmungen u. mit durch Stellenlosigkeit verursachten Unterbrechungen tätig. - Ich stamme aus kleinen ländlichen Verhältnissen, fühlte mich auf dem Lande sehr wohl u. war in der Grosstadt sehr unglücklich. Ich hatte von Jugend auf die Absicht, das Gasthaus u. das Geschäft meines Vaters zu übernehmen u. wurde durch das Zutun meines Onkels u. Vormundes Johann Baca um die Erfüllung dieses Wunsches gebracht. Gasthaus u. Laden übernahm auf Betreiben des Vormundes meine Schwester Amalie, verehel. Remes. - Ich habe 2 Schwestern u. zwar Frau Elisabeth Petrzela, Ehegatin eines Landesbeamten i.R., Brünn, Neu-Téhernowitz, Lortzinggasse 29, u. Amalie Remes, Kaufmansgatttin, Slopné 74, die mir sowie ich ihnen in inniger Geschwisternliebe zugetan sind u. keinen anderen Wunsch haben, als dieses schwere Los von mir abzuwenden u. mir zu ermöglichen,
dass ich durch ein rechtschaffenes Leben die Fehler meiner Jugend gutmache.
Ich war nie deutschfeindlich eingestellt, was schon daraus hervorgeht, dass ich mit deutschen Mitbürgern verkehrte und mancherlei Beziehungen zu ihnen hatte. Zu meinem Unglück kam ich dann mit einem Landsmann und angeheirateten Verwandten zusammen, der dadurch einen Einflus auf mich gewann weil er aus meiner geliebten ländlichen Heimat stammte. Vielleicht hat auch die allgemeine Unzufriedenheit mit meinem Beruf und die Verlassenheit in der grossen Stadt dazu beigetragen, dass ich einem Menschen mein Vertrauen schenkte, der dieses Vertrauen unwürdig war.
Nur durch meine Abstammung aus kleinen Verhältnissen und vom Lande ist es erklärlich, dass ich mich zu einer Tat verleiten lies, deren Folgen ich nicht übersehen und abschätzen konnte. Erst während dieser gerichtlichen Untersuchung sind mir die Augen aufgegangen und ich sehe mit Schrecken, zu welchem Abgrund ich gekommen bin. Ich bin bisher ein unbescholltener Mensch und noch so jung, dass ich glaube und hoffe, durch ein tadelloses Leben meine Verfehlung gutzumachen und meine Schuld, wäre sie auch noch so gross, eher zu sühnen, als durch einen frühen Tod.
Mit Rücksicht auf die oben angeführten Umstände und besonders auf meinen ehrlichen Willen, das Geschehen gutzumachen, und mir Rücksicht auf meine beiden Schwestern, für die mein Tod ein unverdienter und unaussprechlich schwerer Schicksalschlag wäre, bitte ich inständigst, meinem Gnadengesuche stattzugeben und die Todesstrafe in eine angemessene Freiheitsstrafe umzuwandeln.

Berlin-Plötzensee, am 30. Dezember 1942.

Josef Bača

Gnadengesuch von Josef Bača vom 30. Dezember 1942

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-468-14

Bescheid des Strafgefängnisses Plötzensee über die Hinrichtung von Josef Bača vom 3. Mai 1943

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-468-26

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