Karl Böhm

30. August 1906, Wien – 16. November 1942
Karl Böhm wird am 30. August 1906 in Wien geboren, er­lernt nach dem Schulbesuch das Kupferschmiedehand­werk und arbeitet für einige Zeit in diesem Beruf. Ab 1932 spielt er in verschiedenen Sportklubs als Berufsfuß­ballspieler, seit 1939 ist er als Schweißer in den Witko­witzer Eisenwerken beschäftigt.
Böhm lernt im März 1940 über einen Bekannten den sowjetischen Spion Vladislav Bobák kennen, der vor allem in Prag und Brünn eine Spionageorganisation auf­baut, die etwa 25 Personen umfasst. Er erklärt sich dazu bereit, Berichte über deutsche Truppentransporte in Mährisch-Ostrau zu verfassen und auf einer Reise in die „Ostmark” in Graz, Klagenfurt und Wien die Stimmung in der Bevölkerung zu erkunden sowie Beobachtungen über die in den einzelnen Städten liegenden Truppenteile der Wehrmacht zu sammeln. Böhm erhält jedoch keine behördliche Genehmigung zum Reisen und schickt des­wegen einen anderen für das Netzwerk geworbenen Kol­legen nach Österreich, der während der Reise bei seinen Eltern in Wien übernachtet.
Im Januar 1941 fertigt Böhm für die Spionageorganisati­on einen Bericht über die in den Witkowitzer Eisenwer­ken hergestellten Rüstungserzeugnisse wie Granatmäntel und Tankgehäuse an.
Karl Böhm wird am 17. März 1941 festgenommen und zu­sammen mit anderen Angeklagten am 22. Mai 1942 vom 1. Senat des „Volksgerichtshofs” wegen „Vorbereitung zum Hochverrat” und „Feindbegünstigung” zum Tode ver­urteilt. Er wird am 16. November 1942 im Strafge­fängnis Berlin-Plötzensee ermordet.

Dokumente

Gefangenenkarte von Karl Böhm

Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei

Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Karl Böhm und weitere Angeklagte vom 22. Mai 1942

Bundesarchiv R 3017/19214

Karl Böhm
Berlin-Plötzensee, den 5.6.1942
Strafgefängnis


An Herrn Ober Reichsanwalt, b. Volksgerichtshof
in Berlin

Ich wurde am 22 Mai 1942 vom 1 Senat des Volksgerichtshof-Berlin wegen Landes-verrat zum Tode verurteilt. Daher Bitte ich ergebenst, um umwandlung meiner Strafe, in eine Gefängnis oder Freiheits-strafe. Ich bitte auch höflichst, folgende Angaben die mein Gesuch um Gnade befürworten sollen anführen zu dürfen. Bis zu meiner Festnahme, war ich wie als Fussball-trainer, so auch als Fussballer activ tätig, dem ich auch meine ganze Zeit zur verfügung stellte. Ich hatte daher nicht die Absicht, durch die mir aufgezwungene Handlung dem Reiche einen Schaden zuzufügen, denn ich habe die 20 R.M. die ich annahm sowie Kuphas-reise Bericht u Lebenslauf m. einer Erklärung nur auf ununterbrochenes drängen Bobaks u teilweiser Mitwirkung Seidlers niedergeschrieben. Denn dies letztere – nämlich Lebensl. u. Erklären hatten Sie auf ähnliche weise von Matal u Kusyn heraus-bekommen. Trotz alldem habe ich seit meiner Bekannt-machung, das war anfang März 1940 bis ende des Jahres, keine von Ihnen gewünsche Nachricht weder gegeben, noch wollte ich es tun. Erst Mitte December 104ß als mich Seidler aufsuchte und die Mitteilung machte, das sein Schwager „Hula“ ab 1 Jänner 1941 ständig bei Ihm Wohnung beziehen werde,

kam ich mit Ihnen d. h. Seidler u Frau, sowie Hula, in den ersten Tagen des M. Jänner, in der Zernes. Weinstube zusammen. Da hatte mir Hula Vorhaltungen gemacht warum ich mich bisher so Passiv verhalten habe. Ich gab Ihm zur Antwort, ich hätte keine Zeit gehabt, und ausserdem habe ich denn Bobak gebeten, von mir abzulassen. Nach Einladung Seidlers, hatte ich sie Tags-darauf besucht, wo mir Hula die frage stellte, was in unserem Betrieb erzeugt werde. Ich hatte vom Kopf aus einige Zahlen angesagt, mit denen da sie mit der Wahrheit nicht im einklang waren, fest überzeugt war das ich damit keinen Schaden anrichte. Ich wollte Sie mir auf diese Weise vom Leibe halten. Sie sind mir ja auch, obwohl wir uns noch einigemale trafen nicht mehr angegangen. Gestatten Sie mir bitte zu bemerken, das ich mir in Ostrau sehr viele Freunde unter den Deutschen erworben habe und war auch als Sportler äusserst gut bekannt. Auch bin ich im Deutschland selbst, gut bekannt z.b. Nürnberg, Heidelberg wo ich noch im Jahre 1939 war. Dort werden Sie sich meiner bestimmt noch gut erinnen. Ich war ausserdem in Ostrau bei einer Volks-Deutschen Familie in unter-miete, dort ich mich bewegte wie zu Hause. Die könnten über m. Person u Gesinnung bestens Auskunft geben. Ich bitte Sie höflichst, Herr Ober Reichsanwalt, die hier von mir Wahrheitsgetreu geschilderte Tat, überprüfen zu wollen, und mich in meiner Bitte um Gnade zu erhören.

Mit aller Hochachtung
Karl Böhm


Gnadengesuch von Karl Böhm vom 5. September 1942

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-462-13

Bekanntmachung der Vollstreckung der Todesurteile gegen Karl Böhm und wei­tere Verurteilte

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-461-12

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