Eugen Bolz
Anfang 1933 bezieht er deutlich Stellung gegen Hitler und weigert sich, ihm den Schlosshof in Stuttgart für eine Wahlkundgebung zur Verfügung zu stellen. Am 11. März 1933 wird seine Regierung von den Nationalsozialisten abgesetzt, er selbst im Juni für mehrere Wochen in „Schutzhaft” genommen. Bolz hält jedoch weiterhin die Verbindung zu seinen politischen Freunden aus der aufgelösten Zentrumspartei, der verbotenen SPD und der früheren liberalen Deutschen Staatspartei aufrecht. Seit dem Winter 1941/1942 steht er in Kontakt mit dem Widerstandskreis um Carl Goerdeler und soll nach dem Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 ein Ministeramt erhalten.
Eugen Bolz wird am 12. August 1944 festgenommen, am 27. August nach Berlin überführt und schließlich in den Zellenbau des Konzentrationslagers Ravensbrück überstellt. Während der Verhöre wird er schwer misshandelt.
Am 21. Dezember 1944 wird Eugen Bolz vom „Volks­gerichtshof” zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 im Strafgefängnis Plötzensee ermordet.
Dokumente
Urteil des „Volksgerichtshofes” gegen Eugen Bolz und Hermann Pünder vom 21. Dezember 1944
Bundesarchiv NS 6/21
Eugen Bolz vor dem „Volksgerichtshof”, im Hintergrund Franz Kempner und Andreas Hermes, 21. Dezember 1944
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Meine liebste Frau u. Tochter!
Eine tieftraurige Botschaft habe ich Euch für Weihnachten u. Neujahr. Unerwartet war
heute Verhandlung in meiner Sache.
Ich wurde zum Tode verurteilt! Einziehung
meines Vermögensteils.
Ich muß noch heute ein Gnadengesuch an den
Reichsjustizminister. Ich will das Letzte versuchen. Aber ich habe wenig Glauben.
Was ich gefühlt habe, kam. Erbarmungslos.
Ich habe mich innerlich, religiös in Monaten darauf eingestellt.
Ich muß von Euch u. vom Leben Abschied nehmen.
Euch zu verlassen ist mir schwer. Ich bitte
Euch, nehmt es hin als das mir von Gott bestim(m)te Kreuz.
Wie ich von der Verhandlung kam, fand ich
Eure lieben Weihnachtspakete, das Deine, das von unserer Frida u. das von Adolf. Welche Güte u. Fülle. Welcher Gegensatz! Allen Dank!
Frau u. Tochter! Verzeiht mir meine Schwachheiten u. Fehler. Behaltet mich in gutem Andenken. Ich hoffe, Euch an einem besseren Ort wiederzusehen.
Einstweilen herzliche Grüße u. Küsse
Dein Eugen.
Dein Vater.
Abschiedsbrief von Eugen Bolz an seine Frau und seine Tochter, 21. Dezember 1944
Privatbesitz