Ladislav Brázda

17. April 1901, Tscherschenitz (Čeřenice) – 7. August 1942
Ladislav Brázda wird am 17. April 1901 in Tscherschenitz geboren und legt 1920 an der Handels­akademie sein Abitur ab. Bis 1930 ist er als Beamter bei der Prager Kre­ditbank beschäftigt, danach arbeitet er in einem Kredit­vermittlungsbüro und macht sich 1933 selbstständig. Er ist Mitglied der patriotisch geprägten Turner­vereinigung Sokol.
Seit Frühjahr 1939 wird von tschechischen Widerstands­kreisen im „Protektorat” die gegen die deutsche Besat­zung gerichtete Zeitschrift „V boj” („In den Kampf”) herausgegeben. Im November 1939 werden der Heraus­geber und meh­rere Mitarbeiter festgenommen. Ladislav Brázda kann einen der Mitarbeiter in seiner Wohnung verstecken und wird von ihm gebeten, die Herausgabe des „V boj” fortzuführen und ihm beim Neuaufbau der Verteiler­organisation zu helfen. Seine Aufgabe ist es, die Matrizen zu beschreiben und die Abzüge herzustellen.
Im Dezember 1939 und Januar 1940 werden fünf neue Folgen der Zeitschrift hergestellt und die Auflage von 300 auf 900 Stück erhöht. Ende Februar werden die Schreibmaschine, der Vervielfälti­gungsapparat und das Papier in den Keller des Amtes für soziale und wirtschaft­liche Planung in Prag verlagert, wo die Herstellung der Zeitschrift bis Ende Mai fortgesetzt und auf 2.000 Stück pro Ausgabe erhöht werden kann. Unter Mithilfe von unter anderem František Janík, der dort als Hausmeister ange­stellt ist, werden die ferti­gen Exemplare zu den Haupt­ver­teilerstellen gebracht.
Ladislav Brázda wird schon Ende Mai 1940 für einen Tag festgenommen, wieder freigelassen und am 17. Juni 1940 ein zweites Mal festgenommen. Er wird am 15. April 1942 vom 1. Senat des „Volksgerichts­hofs” wegen „Vor­bereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und ver­botenen Waffenbesitzes” zum Tode verurteilt und gemein­sam mit František Janík am 7. August 1942 im Straf­gefängnis Berlin-Plöt­zensee ermordet.

Dokumente

Gefangenenkarte von Ladislav Brázda

Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei

Berlin NW 40, den 2. III. 1942.

Übersetzung von beanstandeten Stellen aus dem Brief des
U.G. Ladislav Brázda vom 2.3.1942 aus dem Tschechischen.

Teure Eltern,
endlich nach langer Zeit darf ich einen menschlichen Brief und nicht 6 Zeilen eines diktierten Textes schreiben, von dem nicht ein Strich geändert werden darf.

Hier geht es mir nicht schlecht, die Behandlung ist korrekt und die Kost genügt für meine 57 kg Gewicht - für meine 86. Friedenskilogramm wäre es wohl nicht viel.

[Stempel: Für die Richtigkeit der Übersetzung
Berlin W 9, den 10.3.1942.
Volksgerichtshof
I.A. Unterschrift]

Auszugsweise Übersetzung eines Briefs von Ladislav Brázda an seine Eltern aus dem Untersuchungsgefängnis Moabit vom 2. März 1942

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-298-1

Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Ladislav Brázda und weitere Angeklagte vom 15. April 1942

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-298-7

Bekanntmachung der Vollstreckung der Hinrichtung von Ladislav Brázda und František Janík vom 7. August 1942

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-298-9

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