Josef Chory

18. März 1887, Janken (Cyprzanow) – 2. September 1942
Josef Chory

Erkennungsdienstliche Aufnahme von Josef Chory, 1940

Bundesarchiv R 3017/49498

Josef Chory wird am 18. März 1887 als Sohn eines Bauern in Janken, Kreis Ratibor in Oberschlesien geboren.
Nach der Volksschule besucht er die Lehrerbildungs­schule in Ratibor und ist anschließend zunächst an einer Volksschule einer Landgemeinde beschäftigt. In den Jahren 1909 bis 1910 leistet er Dienst bei der Infanterie in Gleiwitz. Später arbeitet er als Revisor, Angestellter der Flüchtlingszentrale in Berlin, Helfer im elterlichen Betrieb und Grundstücksmakler.
Chory wird am 27. Dezember 1939 festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, seit 1926 mit dem polnischen Ge­heimdienst in Verbindung zu stehen und immer wieder Informationen über deutsche Wehrverbände in Schlesien an diesen weitergegeben zu haben.
Josef Chory wird am 19. Mai 1942 vom 4. Senat des „Volksgerichtshofs” wegen „Verrats militärischer Ge­heimnisse” zum Tode verurteilt und am 2. September 1942 in Plötzensee ermordet.

Dokumente

Gefangenenkarte von Josef Chory

Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei

Todesurteil des „Volksgerichtshofs” gegen Josef Chory vom 19. Mai 1942

Bundesarchiv R 3017/9097

An unseren Führer!

in Belin, Reichskanzlei

„Gnadengesuch”

In der Hauptverhandlung vor dem 4. Senat des Volksgerichtshofes zu Berlin vom 19. Mai 1942 bin ich wegen Landesverrats zur Todesstarfe, Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte, Wertersatz und Tragung der Kosten des Verfahrens verurteilt worden.
Ich habe wohl mit einer Bestrafung gerechnet gehabt, aber auf eine so schwere Verurteilung war ich nicht vorbereitet. Es liegt mir fern, mich über die Höhe des Urteils zu beklagen. Aber ich möchte doch einzelne Gesichtspunkte anführen, welche zur Verschärfung in der Beurteilung meiner Person und meiner Handlungen in der Hauptverhandlung wesentlich beigetragen haben, von meinem Pflichtverteidiger aber vollkommen außer Acht gelassen worden sind.
Erst in der Verhandlung selbst wurde mir bekannt, daß der Zeuge Krautwurst, den ich zur Festellung darüber, ob meine Berichte wahr oder erdichtet waren, erbeten habe, nicht erscheinen konnte, weil er im Herbst 1941 fürs Vaterland gefallen sei.
Dadurch ist mir die beste Stütze, auf die ich mich in der Verhandlung berufen wollte, verloren gegangen, und ich habe zu meinem Leidwesen erfahren müssen, daß sowohl meine Person, als auch meine Verfehlungen dadurch den Eindruck der Unwahrhaftigkeit erwecken, was sich in der Gesamtbeurteilung zu meinem Nachteil auswirken musste. Die in mir hierdurch hervorgerufene Verwirrung noch durch die Aussage des ersten Zeugen zu meinen Familienverhältnissen, daß meine Mutter in der vergangenen Woche beerdigt worden sei, derartig erhöht, daß ich die weitere Verhandlung rein durch einen Schleier verdunkelt, sich abzeichnen sah. So ist mir auch nicht bekannt, ob ich zufolge dessen nicht selbst zur Verschärfung des Urteils beigetragen habe.
Das Unglück, das über mein Leben hereingebroche ist, ist von mir verschuldet. Aber ich wäre niemals von diesem Verhängnis heimgesucht worden, wenn es mir die früheren staatlichen Verhältnisse vergönnt hätten, irgendeiner geregelten Beschäftigung oder Arbeit nachgehen zu können. Ich war ja zu jeder Arbeit bereit, wie dies aus meiner früheren Betätigung in der rheinischen und oberschlesischen Industrie ersichtlich ist. Die Arbeits- und Erwerbslosigkeit bildeten den Keim, aus dem die Vernichtung meines ferneren Lebens hervorgegangen ist.
Als im Jahre 1934 die Verwirklichung einer gesunden Verschmelzung von Volk und Führung selbst meinen Laienaugen ersichtlich wurde, habe ich trotz Drohungen und Erpressung meine Betätigung abgebrochen, ohne Rücksicht darauf, ob die Drohungen ausgeführt werden würden oder nicht.
Ich verabscheue heute meine Verfehlungen und bereue sie aus des Herzens tiefstem Grunde und bitte um meiner Bemühungen und Leidenswillen für das Deutschtum im Weltkriege als Kriegsverletzter und aus Oberschlesiens schwerster Zeit als Flüchtling wegen Waffenvermittlung für die „Heimattreuen Oberschlesier” und den Grenzschutz, Milde walten zu lassen und um Gnade. Sollte mir diese aber versagt werden müssen, so bitte ich aus demselben Grunde um einen sinnvollen und gnädigen Soldatentod, für den die heutige schwere Zeit ungezählte Möglichkeiten bietet.

Josef Chory

Gnadengesuch von Josef Chory vom 23. Mai 1942

Bundesarchiv R 3017/49498

Ablehnung eines Gnadenerweises für Josef Chory vom 20. August 1942

Bundesarchiv R 3017/49498

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