Walter Cramer

1. Mai 1886, Leipzig – 14. November 1944
Walter Cramer

Walter Cramer

Institut für Zeitgeschichte, München ED 106/105

Walter Cramer wächst in einer Unternehmerfamilie in Leipzig auf. Nach einem Ausbildungsjahr in der Textilbranche in Nordengland und seinem Militärdienst kehrt er nach Leipzig zurück. Dort arbeitet er als Prokurist in der Firma des Vaters. Er heiratet Charlotte Weber, aus der Ehe gehen zwei Töchter und ein Sohn hervor. Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg übernimmt er zu Beginn des Jahres 1919 die Leitung der Kammgarnspinnerei Gautzsch bei Leipzig, die 1923 mit der Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. AG fusioniert.
Seit Beginn der 1930er Jahre pflegt er eine enge Freundschaft mit dem Leipziger Oberbürgermeister Carl Goerdeler. Goerdeler, der 1936 von seinem Amt zurücktritt, bezieht Walter Cramer in seine Umsturzpläne ein und bittet ihn, sich als politischer Beauftragter im Wehrkreis IV (Dresden) zur Verfügung zu stellen. Cramer bemüht sich zudem intensiv um die Unterstützung von verfolgten Juden in Deutschland, aber auch um jüdische Mitarbeiter in den Zweigwerken seiner Firma in Südosteuropa.
Er wird am 22. Juli 1944 festgenommen und über Stuttgart, Leipzig und Dresden nach Berlin in das Zellengefängnis Lehrter Straße 3 gebracht. Bei den Vernehmungen wird er schwer misshandelt. Walter Cramer wird am 14. November 1944 vom „Volks­gerichtshof” zum Tode verurteilt und noch am selben Tag in Berlin-Plötzensee ermordet.

Dokumente

Liste der politischen Beauftragten und Verbindungsoffiziere. Rekonstruktion der „Sonderkommission 20. Juli 1944” vom 25. Juli 1944

Bundesarchiv NS 6/4

Walter Cramer vor dem „Volksgerichtshof”, 14. November 1944

Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Berlin-Plötzensee, den 14.11.1944
16.30

Meine liebe Frau und Tochter!
Mein liebes Herz!
Meine liebe Bea und Zofi!
Ehe ich aus diesem
Leben scheide, sende
ich Euch letzten, innigsten
Gruß, bitte um
Vergebung aller
Kränkungen und
segne Euch. Auch Schoen,
Rösler, Wedel, Koch,
bei denen allen ich
mich geirrt hab
bitte ich um Vergebung
und Hilfe. Grüßet alle
Freund! Gott segne
Euch fünf alle, Schwager
Sohn und Enkelkinder.
Horst, Marianne, Martina
und Friedel Dank und
treuste Grüße; In innigster
Liebe als letzte Grüße
auch den Obengenannten
noch einen Dank, sonst
glückliches Leben! Bleibt
stark, Euer getreuer Ehemann
und Vater

[rechter Rand auf der ersten Seite:]
Meinen Irrtum wegen Koch und Wedel habe
ich glaubhaft gemeldet.

[linker Rand auf der ersten Seite:]
Schoen + Rösler sind frei. Schoen wird
Helfen!


[Zweite Seite auf dem auf dem Kopf stehend:]
Ich bin glücklich Euch am 10.11. noch
gesprochen zu haben.

Abschiedsbrief von Walter Cramer an seine Frau und seine Tochter, 14. November 1944

Privatbesitz

zurück