Václav Dědek

27. Juni 1918, Barabinsk – 8. September 1943
Václav Dědek

Václav Dědek

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-460-17

Václav Dědek wird am 27. Juni 1918 in Barabinsk in der UdSSR geboren, siedelt mit seinen Eltern 1923 in die Tschechoslowakei über und erwirbt die tschechowaki­sche Staatsangehörigkeit. Nach dem Besuch des Gym­nasiums studiert er ab 1937 an der tschechischen Tech­nischen Hochschule Maschinenbaukunde. Nach­dem im November 1939 auf Befehl der deutschen Besatzungs­macht im „Protektorat Böhmen und Mähren” alle tsche­chischen Universitäten aufgelöst wurden, arbeitet Dědek als Hilfsarbeiter bei den „Protektoratsbahnen Böhmen und Mähren”.
Um die Jahreswende 1940/41 fasst Václav Dědek mit seinem langjährigen Freund Alexander Vaňous den Ent­schluss, in die Sowjetunion auszuwandern, wo er sein Studium fortsetzen möchte. Im Januar 1941 besucht er in Prag das sowjetische Generalkonsulat, wo beiden die sowjetische Staatsangehörigkeit in Aussicht gestellt wird. Dafür sollen die Männer im Gegenzug jedoch nachrich­tendienstlich tätig werden. Beide erklären sich im Fe­bruar 1941 dazu bereit und bilden zusammen mit Jin­dřich Vosynek die Spionagegruppe „Voloda”. Sie bringen in der Folgezeit Informationen über die Stimmung in der Bevölkerung, verschiedene Einquartierungen von deut­schen Truppenteilen, die Aufstellung der Flak-Verbände und alle durch Böhmisch-Trübau laufenden Truppen­transporte der deutschen Wehrmacht sowie deren mit­geführtes Kriegsmaterial in Erfahrung.
Václav Dědek, Alexander Vaňous und weitere in den Fall verwickelte Männer werden im November 1941 festge­nommen und vom 5. Senat des „Volksgerichtshofs” am 6. Mai 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat” zum Tode verurteilt. Alle acht zum Tode Verurteilten werden während der sogenannten Blutnächte am 8. September 1943 im Straf­gefängnis Berlin-Plötzen­see ermordet.

Dokumente

Anklage des „Volksgerichtshofs” gegen Václav Dědek vom 12. März 1943

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-460-7

Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Václav Dědek vom 6. Mai 1943

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-460-7

Ablehnung des Gnadenerweises für Václav Dědek durch die Gestapo vom 31. Mai 1943

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-460-9

Václav Dědek
253/43
Aktenzeichen: 12. J. 209/42 g.

Berlin-Plötzensee, den 10. Juni 1943
Gefängnis III.

An Herrn Reichsanwalt beim Volksgerichtshof, 5. Senat
in Berlin

Ich Unterzeichneter Václav Dědek bitte um die Milderung der Todesstrafe und meine Bitte begründe folgendermassen:
Von meinem 15. Jahre bin ich an mich selbst angewiesen und musste mir selbst ans Studium durch Privatunterricht und in Ferien als Landstrassenarbeiter erwerben. Dabei unterstützte ich meine Mutter und zwei jüngere Brüder. Nach der Vollendung des Realgymnasiums, begann ich im Jahre 1937 an der Technischen Hochschule in Prag Maschinenbaukunde zu studieren. Mein einziges Lebensziel war immer meiner Mutter eine bessere Zukunft zu bereiten. Als im Herbst 1939 die tschechischen Hochschulen geschlossen wurden, sah ich alle meinen Hoffnungen, dieses Ziel zu erreichen, plötzlich verdorben. Ich versuchte vergebens Erlaubnis, auf den deutschen Hochschulen zu studieren, zu bekommen und beschäftigte mich daher mit dem Gedanken, im Auslande mein Studium zu beenden. Ich begrüsste also den Vorschlag meines Kameraden Vaňous, nach Russland auszuwandern, als willkommene Gelegenheit dazu, desto mehr, weil ich russische Sprache ziemlich gut beherrschte und Meine Grosseltern in Russland hatte.
Ich war nie politisch tätig und sah daher keinen wesentlichen Unterschied zwischen Bolschewismus und anderen Weltanschauungen. Als mir der russische Generalkonsul die Anträge zur Arbeit im Nachrichtendienst vorgelegt hatte, sah ich darin in meiner Leichtsinnigkeit ein zwar gefährliches, aber sonst verlockendes Abenteuer, welches war die einzige Bedingung zum Erlangen der
Ausreisebewilligung. Ich habe nie daran gedacht, dem Deutschen Reiche dadurch Schade zufügen zu können, weil ich war überzeugt nur ganz bedeutungslosen Sachen verraten zu haben.
Ich bedauere aufrichtig meine Tätigkeit und bin bereit aus allen meinen Kräften, soweit es möglich ist, durch meine Arbeit es wieder gut zu machen. Während meines Aufenthalts im Gefängnis habe ich Schreibmaschine für armlose Soldaten und automatischen Getriebekasten für Autos erfunden. Ich wäre glücklich diese Erfindungen durcharbeiten und aufreissen zu können und dem Deutschen Reiche zu widmen, um dadurch der Menschheit einen Dienst zu erweisen. Ich bitte um die Gnade meiner alten Mutter willen, um ihr ein zufriedenes Leben bereiten zu dürfen, wie es immer mein einziger Wunsch gewesen ist.
Ich schliesse in Hoffnung an günstiges Erledigen meiner Bitte.
Václav Dědek

Gnadengesuch von Václav Dědek vom 10. Juni 1943

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-460-9

Sterbeurkunde von Václav Dědek vom 15. September 1943

Ancestry, Archiv zur Ahnenforschung

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