Helene Delacher

25. August 1904, Burgfrieden (Leisach in Tirol) – 12. November 1943
Helene Delacher

Helene Delacher

Verein Lila Winkel, Österreich

Helene Delacher arbeitet nach dem Besuch der Volks­schule in der elterlichen Landwirtschaft, als Küchen­mädchen und ab 1941 als Aufräumerin für die Stadt Innsbruck. 1938 tritt sie aus der katholischen Kirche aus und schließt sich den Zeugen Jehovas an.
1936 hat sie Alois Hochrainer kennengelernt, der sich wie sie zu den Zeugen Jehovas bekennt. 1940 werden beide vom Sondergericht Innsbruck wegen ihrer Betätigung für die verbotene Glaubensgemein­schaft, die jeglichen Wehr­dienst ablehnt, verurteilt.
Helene Delacher wird acht Monate im Gefängnis Inns­bruck inhaftiert. Auch nach ihrer Freilassung hält sie an ihren Überzeugungen fest.
Als sie im Juni 1943 illegale Schriften der Zeugen Jehovas dem in Südtirol lebenden Hochrainer übergeben will, wird sie am 14. Juni 1943 auf einer Hochalm in der Nähe der österreichisch-italienischen Grenze festge­nommen.
Am 4. Oktober 1943 wird Helene Delacher vom „Volks­gerichtshof” wegen „Wehrkraftzersetzung in Verbindung mit dem Versuch landesverräterischer Lügenhetze” zum Tode verurteilt. Nachdem ihr Gnadengesuch abgelehnt worden ist, wird sie am 12. November 1943 im Strafge­fängnis Berlin-Plötzensee ermordet.

Dokumente

Urteil des „Volksgerichtshofes” gegen Helene Delacher, 4. Oktober 1943

Bundesarchiv R 3017/21050

An Herrn Oberreichsanwalt
beim Volksgerichtshof Berlin W. 9
Bellevuestrasse 15
Sehr geehrter Herr Oberreichsanwalt!

Ob sie mir nicht so gut u. so liebens
würdig währen mit aufgehobenen
Händen möchte ich Bitten um
Begnadigung Wenn es ihnen
doch Möglich wäre mich zu
Begnadigen. Da ich am 4 Oktober
Hauptverhandlung gehabt habe
und zum Tode Verurteilt wurde.
und daß tät ich ungern laßen Haupt-
sächlich wegen meiner Mutter weill
so an mir hängt. Nie u. wieder tät
ich mir ein Menschen in meine
Wohnung mit Schriften laßen.
und werde steht geben was ich tu
das ich nicht nochmal wegen solchen
Dummheit eingesperrt werde ich
werde mich gewiß gut aufführen.
in die Gefängnisse habe ich auch
gut aufgeführt u. Gearbeitet u.
werde auch hier gut aufführen.
Mein Verteidiger wird mir auch
ein Gesuch machen um
Begnadigung mein Verteidiger
war Dr. Decke-Kornill
Rechtanwalt

Also wenn es doch eine Möglichkeit
wäre mich zu Begnadigen
meiner Lieben Kranken Mutter
zu Lieb.

Jetz mus ich bei mein Schlechtes
und fehlerhaftes schreiben Schlüssen
mit herzlichen Gruß
von der zum Tode verurteilten
Helene Delacher
8 J131/43

Gnadengesuch von Helene Delacher, 1. November 1943

Bundesarchiv R 3017/24171

Ablehnung des Gnadengesuchs von Helene Delacher vom 29. Oktober 1943

Bundesarchiv R 3017/24170

Mein liebster Luis!
Endlich komme ich dazu, dir ein paar Zeilen (zu schreiben) und hoffe und wünsche dich mit diesem Brief in bester Gesundheit anzutreffen. Mein liebster Luis, aber leider keine gute Botschaft. Mein liebster Luis, muss dir leider mitteilen, dass heute abend um 5 Uhr das Urteil vollstreckt wird. Aber erschreck nicht mein Liebster. Ich werde (durch) meinen Glauben überwinden. Es hat halt so sein wollen, das (es) so kommt. Ist halt doch besser dem Herrn treu bleiben. Also mein liebster Luis, bleib mir treu für Gottes Königreich, der Herr wird dir schon auch die Kraft und Stärke geben. Also die Sachen von mir gehören dir, aber behalt alles noch ein Jahr, gelt.
Also jetzt muss ich lei glei mein Schreiben schliessen. Mit vielen herzlichsten Grüssen und Küssen von Deiner dich liebenden Lene; die Stunde kommt jetzt, der Herr mit dir mein Luis, bleibe brav dem Herrn, ich werde recht bald kommen.

Abschiedsbrief von Helene Delacher an Alois Hochrainer, 12. November 1943

Verein Lila Winkel, Österreich

Protokoll der Vollstreckung des Todesurteils gegen Helene Delacher, 12. November 1943

Bundesarchiv R 3017/24170

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