Viktor Dlugosch

7. Oktober 1903, Hindenburg (Zabrze) – 18. Dezember 1942
Viktor Dlugosch

Erkennungsdienstliche Aufnahme von Viktor Dlugosch

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 12 C Berlin II, Nr. 1668/2

Der mehrfach vorbestrafte Maler Viktor Dlugosch be­findet sich seit August 1942 im Zellengefängnis Lehrter Straße in Untersuchungshaft. Ihm wird Fahrrad- und Einbruch­diebstahl vorgeworfen. Am 3. September 1942 bedroht er einen Justizbeamten mit einem Messer.
Dlugosch wird am 4. November 1942 vom Sonder­gericht VI beim Landgericht Berlin wegen Verbrechens nach § 1 der „Verordnung gegen Gewaltverbrecher” in Verbindung mit versuchtem Mord zum Tode verurteilt. Nach der am 5. Dezember 1939 erlassenen „Verordnung gegen Gewaltverbrecher” kann bereits die Bedrohung von Leib und Leben eines anderen mit einer Waffe mit dem Tode bestraft werden.
Viktor Dlugosch wird am 18. Dezember 1942 im Straf­gefängnis Plötzensee ermordet.

Dokumente

Gefangenenkarte von Viktor Dlugosch

Landesarchiv Berlin A Rep 369 Nr. 1274

Berlin NW 40, den 3. Oktober 1942.
Lehrter Straße 3

Liebe Genja!
Wende mich nochmals an dich mit der Bitte mir genauer abzuschreiben, was du alles hier in Berlin ausgerichtet hast. Kann aus dem Briefe nicht ersehen, ob ihr mir auch alle Sachen die in Basdorf waren nach Haus gebracht habt. Jedenfals brauche ich unbedingt einen Anzug u. Wäsche hier. Ausserdem habe ich keinen Pfennig Geld hier und kann mir nichts an Zusatzmittel kaufen. Schicke mir den blauen Anzug die braunen dunklen Schuhe, den Wintermantel und Wäsche nebst Krawatte her. Schicke mir auch das Geld von der Firma sofort her, damit ich was zum Einkauf habe. Wie mir Oswald schrieb, wollte Willi alles in die Wege leiten und ich hoffe jeden Tag auf Nachricht von euch. Ich bin

Darf alle 2 Wochen schreiben. Tut das auch

hier sehr runtergekommen und wiege nur noch 100 Pfund, aber rund über 40 Pfund habe ich abgenommen. Furunkellose habe ich in der letzten Zeit denn ich bekomme Geschwüre am Hals und Kopf. Wenn ich noch einmal hier rauskomme wird mich niemand mehr dazu bringen, hier in Berlin zu arbeiten. Es gibt ja genug bei uns Arbeit. Meine Gesundheit ist mir lieber. Also nochmals liebe Genusch schreibe mir, oder der Willi damit ich im Bilde bi. Kann mich über den Anzug und das Geld ärgern, den ich in Wullheide eingebüst habe. Bitte schicke mir auch das Aktenzeichen was Oswald gehabt hat. Ich weis heute immer noch nicht, den richtigen Grund meiner Inhaftierung. Ich weis jetzt wie Kartoffelschalen gut schmecken und möchte mich einmal im Leben wieder sattessen. Lass mich bitte nicht lange warten und schickt mir die Sachen sofort denn ich brauche sie hier. Danke dem Villa im voraus für seine Mühe. Bleibt alle Gesund und gegrüsst von eurem Viktor. Bitte auch ein paar Briefmarken.


Brief von Viktor Dlugosch aus dem Zellengefängnis Lehrter Straße an seine Angehörigen vom 3. Oktober 1942

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep 12 C Berlin II, Nr. 1668

Tenor des Todesurteils gegen Viktor Dlugosch, 9. November 1942

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 12 C Berlin II, Nr. 1668

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