Edmund Dobesberger

19. April 1907, Wien – 26. Januar 1943
Edmund Dobesberger

Erkennungsdienstliche Aufnahme von Edmund Dobesberger, 1941

Bundesarchiv R 3017/16873

Edmund Dobesberger wird am 19. April 1907 in Wien ge­boren und erlernt das Handwerk der Schriftsetzerei. Er ist seit 1923 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Ös­terreichs (SPÖ) und ab 1926 bis 1933 Angehöriger des Republikanischen Schutzbundes, bevor beide Organisa­tionen zwangsweise aufgelöst werden. Ab Januar 1940 dient er in der Wehrmacht und wird im Oktober aus Krankheitsgründen entlassen.
Nach seiner Entlassung aus der Wehrmacht wird Dobes­berger im Oktober 1940 von einem früheren Bekannten aus der SPÖ für die verbotene Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) angeworben. Er sammelt Mitglieds­beiträge zur Unterstützung der Familien politischer Inhaftierter im Wiener Bezirk Brigittenau und hält später als Verbindungsmann die Kommunikation zwischen verschiedenen Wiener Bezirken und der KPÖ-Stadt­leitung aufrecht.
Edmund Dobesberger wird vom 2. Senat des „Volksge­richtshofs” am 25. September 1942 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat” zum Tode verurteilt und am 26. Januar 1943 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee ermordet.

Dokumente

Gefangenenkarte des Strafgefängnisses Plötzensee von Edmund Dobesberger

Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei

Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Edmund Dobesberger vom 25. Sep­tember 1942

Bundesarchiv R 3017/19910

Name des Gefangenen Wien, VIII/65 8. Oktober 1942
Edmund Dobesberger Landesgerichtsstr. 11.
G.Z. 7 J 2/3/42


An Herrn Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof in Berlin.

Ich bitte Herrn Oberreichsanwalt innigst um Begnadigung und erlaube mir, meinen Lebenslauf zu schildern, zwecks gütiger Berücksichtigung etwaiger Milderungsumstände.
Bin in Wien am 19.IV.1907 geboren, verh. und Vater von einem Jungen. Im Jahre 1917 fiel mein Vater auf dem Felde der Ehre in Italien. Auf Grund meines Fortganges in der Schule und auf Anraten meiner Lehrpersonen besuchte ich die Realschule, musste aber das Lernen aufgeben, da sich die wirtschaftl. Verhältnisse meiner Familie sehr ungünstig gestalteten. Ich erlernte daher das Buchdruckgewerbe als Schriftsetzer und war auch bis zu meiner Verhaftung in meinem Beruf tätig. Als junger Mensch trat ich, von der damaligen politischen Lage beeinflußt, der sozialdem. Partei bei und später auch dem republ. Schutzbund. Ich lernte dort verschiedene Freunde kennen und verblieb in der Partei bis zu deren Auflösung. Funktionen hatte ich keine. Das Jahr 1938 und somit der Umbruch hat bei vielen Menschen eine innere Umwälzung hervorgerufen, so auch bei mir. Freudig trat ich den N.S.V. bei und versah auch die Funktion eines Blockwalters, gehörte auch der D.A.F. und dem Reichsluftschutz an. Im Sommer 1939 wechselte ich meine Wohnung und da ich auch von dem Einrücken stand, mußte ich meine Funktion zurücklegen. Der Grund meines Wohnungswechsels war der, ich heiratete im Jahre 1932, konnte aber keinen gemeinsamen Haushalt führen wegen der damaligen schwierigen Wohnungsverhältnissen, ich mußte auch für den Lebensunterhalt meiner Mutter aufkommen, im Sommer 1939 bot sich eben die Gelegenheit ein eigenes Heim zu gründen. Im Frühjahr 1940 rückte ich zum

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Militär ein und bin in Polen meiner bürgerlichen Ehrenpflicht nachgekommen. Leider wurde ich wegen eines Magenleidens, Zwölffinger­darmgeschwür, im Oktober wieder entlassen. Nun begann die Zeit, die ich so sehr bereue und für die ich jetzt gerechter Weise büßen muß. Im Spätherbst traf ich einen Bekannten und dieser gewann mich zur Mitarbeit in der K.P. Ich kann mir heute noch nicht erklären, welcher Teufel mich damals ritt, ist es Leichtgläubigkeit oder politischer Unverstand, jedenfalls im Mai 1941 ist mir mein schändliches Handeln zum Bewußtsein gekommen und ich gab meine Tätigkeit wieder auf. Erwähnen möchte ich, daß meine Tat nur im Beiträgekassieren bestand, nie habe ich mich mit Verbreitung von Propagandamaterial befaßt.
Ich bitte Sie, Herr Oberreichsanwalt, üben Sie Gnade, geben Sie mir noch einmal die Möglichkeit, ein neues Leben aufzubauen. Während meiner Haft gebar meine Frau einen lieben Jungen, ein langgehegter Wunsch ist somit in Erfüllung gegangen und ich kann an diesem Glücke nicht teilnehmen. Meine Mutter ist schwer erkrankt, sie hat keine Ahnung von meinem Schicksal, das bloße Wissen würde ihr Leben bedeuten. Ich bereue tief in meinem Herzen meine Tat und bitte innigst um Gnade.
Einer gütigen Entgegennahme meiner Bitte hoffend entgegensehend, zeichne ich mit
vorzüglichster Hochachtung
Edmund Dobesberger

Gnadengesuch von Edmund Dobes­berger an den Oberreichsanwalt beim „Volksgerichtshof” vom 8. Oktober 1942

Bundesarchiv R 3017/24937

Bekanntmachung der Vollstreckung des Urteils gegen Emdund Dobes­berger vom 26. Januar 1943

Bundesarchiv R 3017/19910

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