Eva Duchmann

22. April 1893, Mainz – 13. Oktober 1944
Eva Duchmann, geborene Köhler, wird im katholischen Glauben erzogen und absolviert nach dem Besuch der Volksschule eine kaufmännische Lehre. In den folgenden Jahren ist sie in ihrem Beruf tätig. 1929 heiratet sie einen Angehörigen der Ernsten Bibelforscher (ab 1931 Zeugen Jehovas) und schließt sich ebenfalls der Glaubens­gemeinschaft an.
Die Zeugen Jehovas werden bereits im April 1933 in mehreren deutschen Ländern verboten. Eva Duchmann beteiligt sich jedoch weiterhin aktiv an der Missions­tätigkeit und gibt illegal hergestellte Schriften der Bibelforscher weiter.
Im Rahmen eines größeren Verfahrens gegen Zeugen Jehovas ermittelt die Gestapo München auch gegen Eva Duchmann, die am 26. August 1943 festgenommen wird.
Während ihrer Haft im Strafgefängnis München-Stadelheim stirbt im November 1943 ihr Mann. Im April 1944 wird sie in das Landgerichtsgefängnis Landshut überstellt und von dort im August 1944 in das Berliner Frauengefängnis Barnimstraße gebracht.
Am 29. August wird sie vom „Volksgerichtshof” wegen „Wehrkraftzersetzung” zum Tode verurteilt. Eva Duchman wird, nachdem ihr Gnadengesuch abgelehnt worden ist, am 13. Oktober 1944 im Strafgefängnis Plötzensee ermordet.

Dokumente

Anklageschrift von Eva Duchmann und fünf weiteren Zeugen Jehovas, 8. Juli 1944

Bundesarchiv R 3017/32046

Erlaubnis für Eva Duchmann zur Teilnahme an der Beerdigung ihres Ehemannes, 27. November 1943

Landesarchiv Berlin A Rep 365 Nr. 82

Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Eva Duchmann und fünf weitere Zeugen Jehovas, 29. August 1944

Bundesarchiv R 3017/32046

Duchmann, Eva

Frauenstrafgefängnis
Berlin NO 18, den 10. Sept. 1944
Barnimstraße 10
Gnadengesuch

An den Oberreichsanwalt
beim Volksgerichtshof
Gnadengesuch


Ich, Eva Duchmann, geb. Köhler am 22.4.93 geb. in Mainz. Bitte um Gnade und ein milderes Urteil. Ich war mich meiner Tat bestimmt nicht bewußt. Mein Leben war hart und schwer, hatte als Kind meine Mutter verloren und wurde von meiner Großmutter sehr fromm und gottesfürchtig erzogen. Durch mein frommes Wesen heiratete ich erst mit 38 Jahren. Mein Mann war ein geschiedener Mann und so wurden wir von der Kirche ausgestoßen. Nun hatte ich sehr mit seligen Konflikten zutun, dadurch kamen wir mit Bibelforscher Kreisen zusammen, das war 1930. Ich kannte als gute Katholikin die Bibel überhaupt nicht, da haben sie mir dieselbe auf geistige Weise


erklärt, wie es im Vater-Unser heißt: Zu uns komme Dein Reich, Dein Wille geschehe im Himmel, also auch auf Erden. Und [im] Glaubenbekenntnis: Auferstehung de[s] Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.
Aus dem Motiv heraus nahm ich auch die Schriften und dachte ich würde Gott dienen und wäre Gott wohlgefällig. Ich dachte nie daß ich etwas falsches gegen das Reich tun würde. Die Schriften bekamen nur alte Leute von 50-70 Jahre, die alle schon 20-30 Jahre dabei waren, deren Söhne alle an der Front stehen, 2 davon sind gefallen. Beutel und der Holländer waren im Heersdienst Dienstverpflichtet. Meine Verwandten sind alle bei der Partei und 6 [?] und mein Schwager stehen alle an der Front und einer ist vermißt. Zu den Spenden habe ich gegeben: Mutter [und] Kind, Luftschutz u.s.w. Mein Mann war im Rüstungsbetrieb, Arbeitsfront, er wurde gemustert, (es wurden uns pro Monat 100 Mk [?).] Es ist alles Wahrheit, bitte nochmals um Gnade und ein milderes Urteil.
Eva Duchmann, Gefängnis Berlin, Barnimstr 10.

Gnadengesuch von Eva Duchmann, 10. September 1944

Bundesarchiv R 3017/32043

Vollstreckung des Todesurteils gegen Eva Duchmann, 13. Oktober 1944

Bundesarchiv R 3017/32045

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