Miloslava Gschwindová

6. Februar 1904, Pilsen (Plzeň) – 4. September 1942
Miloslava Gschwindová

Erkennungsdienstliche Aufnahme von Miloslava Gschwindová, 1940

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-525-3

Miloslava Sammerová absolviert die Mädchengewer­be­schule und arbeitet anschließend als Erzieherin. 1926 heiratet sie den Pilsener Stadtbau­meister Otakar Gschwind und bekommt mit ihm drei Kinder. Sie enga­giert sich in der Turnervereini­gung Sokol, im Roten Kreuz sowie im Nationalen Frau­enrat der Tschechoslowakei.
Nach der Besetzung der böhmischen Länder durch die Wehrmacht beschlagnahmt die Gestapo kurze Zeit nach dem deutschen Überfall auf Polen bei ihr einen Zentner Mehl und eine größere Menge Zucker als „Ham­sterware”. Daraufhin kommt sie durch eine Bekannte, deren Mann im Konzen­trationslager inhaftiert ist, in Kontakt mit Josef Aksamit, der in Pilsen die Tätigkeit der Kommunis­tisch­en Partei der Tsche­choslowakei (KPČ) illegal fortführt und aufbaut. Miloslava Gschwindová übernimmt die Druck­stelle für kommunistische Schriften und fertigt gemein­sam mit Václav Průcha, dem Hauslehrer ihrer Kinder, bis Sep­tember 1940 mindestens 19 Flug­schriften in einer Gesamtauflage von mehreren tausend Exemplaren an.
Am 3. Juni 1942 verurteilt der „Volksgerichtshof” sie mit Václav Průcha und zwei weiteren Angeklagten wegen „Vorbereitung zum Hoch­verrat” zum Tode. Alle vier werden am 4. September 1942 in Plötzensee ermordet.

Dokumente

Gefangenenkarte des Strafgefängnisses Plötzensee von Miloslava Gschwindová

Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei

Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Miloslava Gschwindová und andere vom 3. Juni 1942

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-525-4

Frauengefängnis
Berlin NO 18, den 17. Juni 1942
a J 219/41

Der Oberreichsanwalt beim Volksgerichts in Berlin

Ich bitte um Erlaubnis - da ich nach dem Todesurteil bin - noch einmal meine Angehörige, d. h. meine 2 Kinder Otokar und Kamil, meinem Mann Otokar, meinem Bruder Josef Sammer und eventuel meine Mutter Helene Sammer - sehen und sprechen zu dürfen. Seid 21 Monaten habe ich sie nur zweimal in Pilsen gesehen, letztesmal vor einem Jahr. In Falle, daß meine Bitte gütig erfüllt wäre, bitte ich meine Familie zu benachrichtigen, wann sie mich besuchen können.
Miloslava Gschvindová


V.
1.) Schreiben: An Frau Miloslawa Gschwind.
durch Vermittlung des Vorstandes
des Frauengefängnisses Berlin NO 18
Barnimstr 10.
Auf Ihre Eingabe vom 17. Juni 1942 sehe ich mich nicht in der Lage, den Besuch Ihrer Angehörigen zu gestatten.
2) z. vollsten Bd. 1. I.A. [Name] 22/6. [2x Name / 2x Datum]


Gesuch von Miloslava Gschwindová um Besuchserlaubnis ihrer Angehörigen vom 17. Juni 1942 mit Ablehnung durch den „Volksgerichtshof”

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-525-3

Bekanntmachung der Hinrichtung von Miloslava Gschwindová und anderen, plakatiert 1942 in Pilsen

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-525-3

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