Lina Hoffmann

18. März 1897, Magdeburg – 29. September 1944
Lina Hoffmann, geborene Hartung, beginnt nach dem Besuch der Volksschule eine Lehre als Köchin, muss diese jedoch abbrechen, da sie Mutter wird. 1928 heiratet sie einen Koch, der 1943 stirbt. Sie ist seit 1940 bei einem Postamt in Berlin-Kreuzberg als Putzfrau tätig.
Lina Hoffmann wird im Juli 1944 festgenommen. Ihr wird vorgeworfen, seit dem Tod ihres Mannes immer wieder Briefe und Päckchen entwendet zu haben, die vor allem Zigaretten enthielten. Diese soll sie gegen Lebensmittel oder Lebensmittelkarten getauscht haben. Da es sich zu einem großen Teil um Feldpostsendungen handelt, wird Lina Hoffmann am 11. September 1944 vom Sonder­gericht I beim Landgericht Berlin auf der Grundlage der „Volksschädlingsverordnung” wegen fortgesetzen Diebstahls zum Tode verurteilt.
Nach der Ablehnung ihres Gnadengesuchs wird sie am 29. September 1944 in Plötzensee ermordet.

Dokumente

Urteil des Sondergerichts Berlin gegen Lina Hoffmann

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep 12 C Berlin II, Nr. 1785

Gnadengesuch Lina Hoffmann
Frauenstrafgefängnis
Barnimstraße 10

Berlin NO 18, den 18.9. 1944

Fr. Lina Hoffmann gebr. Hartung bittet
um ein Gnadengesuch

Sehr geehrter Herr Landgerichtsdirektor!

Ich bereue meine Straftat sehr, und bitte um eine mildere Strafe. Ich war 17 Jahre verheiratet, habe von meiner Ehe nichts gehabt. Da ich ein Mann gehabt habe, der 28 Jahre älter war als ich. Mein Mann war die letzten Jahre viel krank, und habe viel Sorgen und Kummer durchmachen müssen, so das ich manche Tage nicht gewuß habe, was ich gemacht habe. Ich habe auch ein lieben Sohn von 31 Jahre der im Felde steht, (im Osten) für den ich noch gerne Leben möchte.
Sehr geehrter Herr Landgerichtsdirektor!
Ich bitte Sie, lassen Sie mir bitte doch noch mein Leben. Ich bin unbestraft, und habe mich Überall gut geführt, und habe

mir nie etwas zu Schulden kommen lassen. Nach meines Mannes Tode, habe ich ein sehr Netten u. anständigen Mann kennen gelernt, den ich auch sehr gerne hab habe Ihn wiederhohlt Essen angeboten.
Der betreffende hat mir öfters gefragt ob ich das Essen auch Übrig hätte. Nun kam ich nicht mehr mit meinen Lebensmittel Karten aus, und kam in Versuch der Mann hat das aber nicht gewußt.
Als ich in Versuchung kam, habe ich die Straftat begangen, was ich die auch heute sehr bereue.
Sehr geehrter Herr Landgerichtsdirektor!
Ich bitte Sie nochmals, mir mein Leben zu lassen, da ich noch Leben möchte, für Sohn der im Felde steht. Auch möchte ich für mein Sohn u. seine Familie gerne Tag u. Nacht Arbeiten, und wieder ein redlicher Mensch sein. Wo ich war, habe ich meine Arbeit gut ausgeführt.
Ich bitte Sie nochmals darum, meine Bitte zu erfüllen, denn ich bereue das schon daß ich diese Straftat gemacht habe.
gez. Fr. Lina Hoffmann.

Gnadengesuch von Lina Hoffmann, 18. September 1944

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep 12 C Berlin II, Nr. 1785/1

Mitteilung über die Vollstreckung der Todesstrafe, 29. September 1944

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep 12 C Berlin II, Nr. 1785

Sterbeurkunde von Lina Hoffmann vom 30. September 1944

Ancestry, Archiv zur Ahnenforschung

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