Lilly Karmann

25. Oktober 1898, Rotterdam – 27. Januar 1944
Lilly Karmann

Erkennungsdienstliche Aufnahme von Lilly Karmann, 1943

Bundesarchiv R 3017/33674

Lilly Karmann wird in eine Artistenfamilie geboren. Ihre Mutter Sophie, die 1907 für tot erklärt wird, ist jüdischer Herkunft. Von Beruf Kontoristin, lebt Lilly Karmann seit 1921 in Bremen, wo sie in einem Kunstgewerbegeschäft arbeitet.
Nach einer Denunziation wird sie am am 16. September 1943 festgenommen. Ihr wird vorgeworfen, im Gespräch mit einer Kundin erklärt zu haben, dass der Krieg verloren sei und die Männer zu einem Wiederaufbau Russlands gezwungen werden würden.
Der 1. Senat des „Volksgerichtshofs” verurteilt Lilly Karmann am 9. Dezember 1943 zum Tode. Nach dem Urteil wird sie in das Frauengefängnis Barnimstraße gebracht, wo sie ein Gnadengesuch stellt. Dieses wird am 14. Januar 1944 durch das Reichs­justizministerium abgelehnt.
Lilly Karmann wird am 27. Januar 1944 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee ermordet.

Dokumente

Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Lilly Karmann, 9. Dezember 1943

Bundesarchiv R 3017/33674

Lilly Karmann Berlin-Plötzensee, den 27. Januar 1944

Mein geliebtes Walterle!
Hab‘ Dank für all Deine Liebe
die Du mir geschenkt hast. Du
warst mir mein Ein und Alles
und so gehe ich mit dem
einen Gedanken Du, Du, Du
ins Jenseits. –
Sei nicht traurig mein Herzel,
daß ich Dich allein lassen
muß, aber Gott hat es so
gewollt, oder ….. nein,
ich will nicht bitter werden, meine
Stunde hat doch wohl geschlagen.
Grüße alle lieben Bekannten und
Verwandten und sage sie möchten
Mich in guter und lieber Er-
innerung behalten.
Um 1 Uhr ist meine Todes-
stunde festgesetzt. Also mein
Überallesgeliebter lebe wohl.
Deine liebe Photographie
lege ich mit ein, Du sollst
sie zurück haben.

In Liebe, in großer Liebe
für Dich mein Ein und Alles
grüßt und küsst Dich
Deine
Pille
Grüße herzlichst: Frau Thomas,
Elschen, Frau Vobis und Familie,
Frau Rabbe, Familie Dr. Hennig,
Frl. Kracht, Frau Schütte, Frau
Röthig und alle anderen.

Gott segne Dich mein Herz
ich kann nicht mehr,
Amen.
Deine Lilly
Alle meine Sachen gehören Dir und
ich bitte Dich darüber zu verfügen.
Der Schmuck den ich von Dir er-
halten habe und der in Barnimstr.
ist, geht sicher an Dich zurück.
Deine Lilly

Abschiedsbrief von Lilly Karmann an ihren Freund Walter Buhmeyer, 27. Januar 1944

Bundesarchiv R 3018/1957

Protokoll der Vollstreckung des Todesurteils gegen Lilly Karmann, 27. Januar 1944

Bundesarchiv R 3018/1957

Sterbeurkunde für Lilly Karmann vom 28. Januar 1944

Ancestry, Archiv zur Ahnenforschung

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