Marie Kršňáková

22. Januar 1900, Karbitz (Chabařovice) – 12. April 1943
Marie Angr wird am 22. Januar 1900 als Tochter eines Bergmanns im tschechisch-deut­schen Grenzgebiet ge­boren und wächst als Halbwaise in ärm­lichen Verhältnis­sen auf. Nach der Volksschule arbeitet sie als Hausan­gestellte, später lässt sie sich vom Roten Kreuz ausbil­den und arbeitet als Kranken­pflegerin. Zuletzt ist sie in einem Lichtspielhaus tätig. 1920 heiratet sie einen Bergmann, der der Kommunistischen Partei der Tsche­choslowakei (KPČ) angehört, und bringt in den folgenden Jahren zwei Kinder zur Welt.
Nach der Annexion des Sudeten­gebiets durch das Deutsche Reich und der Besetzung der böhmischen Länder durch die Wehrmacht schließt sie sich nach dem Tod ihres Ehemanns an Tuberkulose 1940 der illegalen Gruppe der KPČ im Raum Teplitz (Teplice) um Otto Ficht an. Sie wird Organisationsleiterin und organisiert unter anderem Spendensammlungen der Roten Hilfe.
Marie Kršňáková wird Ende November 1941 festgenom­men und am 12. November 1942 vom „Volks­gerichtshof” zusammen mit Otto Ficht und vier weiteren Angeklagten wegen „Vorbereitung zum Hochver­rat und landesverräte­rischer Feindbegünstigung” zum Tode verurteilt. Alle sechs zum Tode Verurteilten werden am 12. April 1943 in Plötzensee ermordet.

Dokumente

Kassiber von Marie Kršňáková aus dem Gestapogefängnis Reichenberg vom 4. Mai 1942 mit Übersetzung

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-510-6

Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Otto Ficht und andere vom 12. November 1942

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-510-6

XII Krsnak Maria

Frauengefängnis
Berlin NO 18, den 21.12.1942

An den Führer des deutschen Volkes.
Adolf Hitler. Reichskanzlei.

Gnadengesuch.
Ich Maria Krsnak geb Anger aus Karbitz Bez. Aussig Sudetengau, bin am 12 November zu Tode verurteilt nachdem ich im Sudetengau 1 Jahr Untersuchung war. Habe mich dadurch Schuldig gemacht weil ich keine Politesche Kenntniss habe. und auf gemeinste weiße Belogen.
Ich will alles waheitsgetreu schildern wie ein Kind aus den Volke, nur tun kann; und Bitte innig um Gnade, für meine 1 Straftat die ich nicht mitt absicht begangen habe, und in Bitterster und Schmerzvollster Reue. Ach könnte ich vor ihnen knieen, und mir meinen raßenden, und gräßlichen Schmerz und käme bei ihnen, wie bei einen schmerzgeprüften und gütig verzeihenden Vater auzuweinen, und ihe lieben milden Hände zu fühlen und von ihnen die Gnade zuerflehen und erhalten.
Angesichts des Todes schreibe ich die Wahrheit um von ihnen des Großen Führers beurteilt zu werden, und mir in meinen so tiefen Schmerz, mein Herz vor ihnen zu erleichtern. Meine Jugend war die traurigste eines Kindes. Mein Vater starb als ich 2 jahre zählte, 4 Kinder blieben meiner Mutter, die nicht wußte wie sie alle durchhalten sollte, da mein Vater sehr lange daniederlag und ein bergmann war, nichts als Armut zurückblieb, das jünste starb. Meine Mutter war gezwungen wieder nach 3 jahr. und ganz entkräftet zu heiraten sie konnte es eilein nicht mehr schaffen, wieder kommen 3 Kinder.
Die Not ging weiter nie hatten wir freude mein Ziehvater haßte uns, das Brot war Bitter, und mitt Tränen durchdränkt Weihnachten war immer der Trauertag beiuns denn Vater trank und zerschlug alles was am tisch stand die Mutter härmte sich sehr, ihr und der Kinder leben glich einer Hölle, wir arbeiteten schon in zartesten alter um sich das Brot selbst verdienen, die Schule muste unterbrochen werden. Ich war die unglücklichste sagte die Mutter die sehr darunter litt. stand immer abseits von andren Kindern und weinte immer. So auch als Mädchen; andere tanzten lachten, da schaute ich zu verkroch mich in die Einsamkeit und weinte, ich konnte nicht glücklich werden, meine so sehr traurige Kinderzeit und Mädchenzeit hatte meine Seele zerütter und zog mich von andren zurück. Mitt 20j heiratete ich eine ebenso unglücklichen braven und ruhigen Mann gebar 2 Kinder und war sehr glücklich hatte doch 2 schöne Kinder, wenn auch die Not groß war mein Mann arbeitete in der Grube als Bergmann 2 b. 3 tage inder Woche arbeitslosigkeit war groß, und konnten uns nichts leisten und gönnen, sein los als bergmann war sehr schwer. Ich war sehr krank und lag mitt schwersten Krankheiten danieder, Nerven Herz wollten nicht mehr, nach jahren erhohlte ich mich ein wenig und arbeitete auf den Feld das mein Mann als lauter löchern machte, und Bauten uns das nötigste an um die Not zu lindern. Ich erlernte auch die Krankenpflege der freiwilligen Schwestern, und wollte anders pflegen und sehr gut. Da ich selbst erfahren habe, wie es ist schlecht gepflegt sein, alle bis [?] und geduld brachte ich Krüppeln und Hilflosten alten leuten, die mich deswegen liebten, und freute mich sehr darüber, anderen helfen zu können, auch anden Kursen half ich
den Artzt, und bildeten viele aus, die jetzt alle in Großdeutschland einsatzt stehn, im Krankenhaus war ich im Nachtdienst, auf Freude habe ich verzichtet um Kranken zu helfen. Der Umsturtz kam und wir hatten es besser konnten uns mehr gönnen
Mein Mann sagte, so jetzt leben wir, die Butter hatten wir niemals früher, und ich bekam wieder freude zum leben, das verhältnis das zwischen uns entfremdet war, wieder hergestellt. Aber zu spät die entberung war zu groß früher, und mein Mann starb nach langen Krankenlager, ich brach Seelisch kröperlich zusamen vor leid. Nervenzusammenbruch war da, ich lag Monate danieder Rückfall, freunde hatte ich nie und Mutter selber krank, ich half jeden wo ich konnte, aber mir half niemand. Meine überalles geliebten Kinder litten schwer darunter, kaum schien die Sonne schon wieder kam es dunkel o großer Führer ein unglück nach den anern kam. Der Artzt war machtlos und riet mir zerstreuung mitt Menschen oder es geht zu ende mitt ihren herz, suchen sich ein bisl freude sagte er.
Nun mein Verhängnis. Eine Frau Besuchte mich, in Bekleidung eines mir unbekannten Mannes ebenfals angeklagt Namens Patz er schaute mich immer an ich hatte ein unheimliches gefühl, und sagte es der Frau, ohne etwas zu sagen kam er wider, ich fing wider am feld zuarbeiten und wollte ruhe, auch dorthin verfolgte er mich, alles schimpfen half nichts, er sagte mann kann nicht so einen Menschen verlassen es ist Menschenpflicht ihm zu helfen in seinen zustand
er wird leute bringen, die mich aufmunter werden ich dachte an die worte des Artztes, und ließ es geschen es errinerte mich alles an den Toden was er geschaffen hatt und konnte nicht alein mitt den Schmerz fertig werden, so sagte ich zu. Eines Sonntags kommen sie es waren junge leute sie sprachen nicht viel, es könnten meine Kinder sein sagte ich ihn, nehmen sie die Leute wie sie sind, so bleiben sie immer sittsam.
Einmal brachte ein Mädchen lindner einen Brief, und Patz holte sich ihn es ist so weit zu mir fragte er, es ist doch nichts dabei, ich dachte sie bringt ihm von einer frau für ihn so geschah 2 oder 3 mal, Ein andermal es wird gesammelt für gute zwecke ich soll auch etwas beitragen ich tat es habe aber gefragt wofür das habe ich nicht erfahren können. 3 mal gab ich geld was ich von andern bekam und machte schluß, schrieb ihn er soll sich nicht mehr sehen lassen, ich hatte verdacht weil ich merkte das er immer lügte einige pokal 4 Stückt habe ich bekommen die sollte ich weiter geben, als er merkte das ich nicht mehr will, sollte ich zu einen kommen der mich sprechen will, der sagte es ist nichts was gegen den Staat wäre, das ist als treff in der Anklagsschrift Patzt wiederum brachte mir ein Brief inden ein Kuß zwei gedihte einen Zettl er zeigte es mir, das Bild, ich wies ihn die Tür, wenn er nochmal komme werde ich andre Maßregeln treffen er ging, aber er ließ es liegen, ich ließ es liegen aber wollte es ihn schiken dachte nicht daran, und machte mich schuldig Patz kam auch nicht mehr, aber es war zu spätt wurde verhaftet es wurde bei mir gefunden. Bin des Hochverahts angeklagt ohne das ich es wollte, Ich wurde ausgenützt in einen furchbaren zustand. Meine Mutter starb vor gram meine Kinder allein. Bitte Bitte schenken Sie mir mein leben noch einmal.
in Dankbarkeit. Untertänigst Maria Krsnak. Abt. 12/148.


Gnadengesuch von Marie Kršňáková vom 21. Dezember 1942

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-510-12

Protokoll der Vollstreckung des Todesurteils gegen Marie Kršňáková vom 12. April 1943

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-510-12

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