Krista Lavičková

15. Dezember 1917, Mährisch Ostrau (Moravská Ostrava) – 11. August 1944
Krista Lavičková

Aufnahme von Krista Lavičková

Privatbesitz

Krista Hatschek kommt am 15. Dezember 1917 als Toch­ter des renommierten Wissenschaftlers Paul Hatschek und dessen Frau Elli in Mährisch Ostrau (Moravská Ostrava) zur Welt. Nach ihrem Abitur an einem deut­schen Realgymnasium in Prag ist sie ab 1937 in verschie­denen deutschen Firmen als Chef­sekretärin tätig. Sie heiratet den Tschechen Jan Lavička, der in Prag eine Lackier­werkstatt betreibt.
Ihr Vater, promovierter Ingenieur für Optik und Filmtech­nik, wird 1937 bei der Vorstellung von Erfin­dun­gen für die UdSSR vom sowje­tischen Nachrichtendienst als Kontakt­mann angeworben. Zudem steht er in Kontakt zu der im Frühjahr 1943 in Berlin entstandenen Widerstandsorgani­sation Europäische Union um Robert Havemann.
Als die Gestapo im Mai 1943 einen sowjetischen Fall­schirmagenten festnimmt, der den Auftrag hat, Kontakt zu Paul Hatschek aufzunehmen, wird letzterem eine Falle gestellt. Dies wird ihm und der Europä­ischen Union und auch seiner Frau und Krista zum Ver­hängnis, die offenbar bei der Sammlung kriegs­wichtiger Informationen mitge­wirkt haben.
Der „Volksgerichtshof” verurteilt Paul Hatschek und Krista Lavíčková am 27. März 1944 wegen „Vorbe­reitung zum Hochverrat und Kriegsspionage” zum Tode.
Die 26-jährige Krista Lavíčková wird am 11. August 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.
Ihre Mutter Elli Hatschek wird am 8. Dezember 1944 ebenfalls in Berlin-Plötzensee ermordet, ihr Vater Paul Hatschek am 15. August 1944 in Bran­denburg-Gör­den.

Dokumente

Gefangenenkarte des Frauenstraf­gefängnisses Barnimstraße von Krista Lavičková

Bundesarchiv R 3018/1087

Urteilstenor des „Volksgerichtshofs“ gegen Paul Hatschek und Krista Lavičková vom 27. März 1944

Bundesarchiv R 3018/1087

Protokoll der Vollstreckung des Todesurteils gegen Krista Lavičková vom 11. August 1944

Bundesarchiv R 3018/1087

Berlin-Plötzensee, den 11.8.1944

Meine geliebte Ilsinko und mein lieber Friedl,

Nun ist doch das eingetroffen, was wir nicht mehr erwartet haben. Wenn Du meinen Brief erhältst, dann tut mir nichts mehr weh. Meine Lieben, ich bin froh, daß ich mich noch von Euch gestern verabschieden konnte. Ich weiß, daß es für Euch ein großer Schmerz sein wird, aber Ihr müßt daran denken, was Ihr mir gesagt habt: Nur vorwärts schauen! Zum Leben genügt, wenn jeder einen Menschen hat, für den er lebt und das habt Ihr doch beide. Meine letzten Verfügungen kennt Ihr. Das Erbteil von Vater, das an mich fallen sollte, gehört Dir, Ilsinko. Und meine größte Bitte an Euch ist: Steht bitte meinem geliebten Honza in den schweren Stunden zur Seite, die ihn erwarten, bis er seine innere Ruhe wiedergefunden hat. Falls es noch ein Weiterleben nach dem Tode gibt, dann werde ich für ihn leben und für Euch beiden. In meinem Horoskop steht, daß der Tod bei klarem Bewußtsein eintritt und so wird es auch bei mir sein, wenn es in wenigen Stunden so
weit ist. Ihr könnt es mir glauben, ich bin ganz ruhig und einesteils froh, daß aller Schmerz ein Ende hat. Wenn ich jetzt überhaupt noch einen Schmerz empfinde, so ist es bei dem Gedanken an Euch. Aber ich weiß, Ihr habt soviel Lebensenergie, daß Ihr mit der Zeit auch über diesen Schmerz hinwegkommt und ich will auch in meiner letzten Stunde für Euch beten, daß es der letzte ist und daß sich von nun an alles zum Guten wendet. Ich werde meine über alles geliebte Mutti und den lieben Vater wiedersehen und darauf freue ich mich sehr. Den beiliegenden Brief an Honza bitte ich Euch ihm persönlich zu übergeben und zwar in einem Augenblick, den Ihr für richtig befindet.
Grüßt von mir alle, die ich lieb hatte und besonders Hana, Pepo und Viktor.
Nochmals danke ich Euch für alle Liebe, für Euere Mühen und Opfer. Im Geiste umarme ich Euch zum letzten Mal und schließe mit den Worten:
Errare humanum - post tenebras spero lucem!

Euere Krista

Abschiedsbrief von Krista Lavičková an ihre Schwester Ilse Hatschek und ihren Schwager Friedrich Kern vom 11. August 1944

Bundesarchiv R 3018/1087

Abschiedsbrief von Krista Lavičková an ihren Mann Jan Lavičká
(Red. Anm.: Honzíček ist eine Rufform von Jan)

Berlin-Plötzensee, den 11. srpna 1944

Můj milovaný Honzíčku, Je tomu rok, kdy jsme se viděli naposledy a bohužel se již neuvidíme. Když tento dopis održíš, budu již v jiné říši, tam, kde člověk nepocit'uje žádnou bolest.
Honzíčku, můj drahý hochu, vim že to bude pro Tebe velká rána, ale prosím Tebe, zustaň klidný, tak jako ja jsem zcela klidná. Stále jsem Tě nade vše milovala a těšila jsem se, že se ještí sejdeme. Ale osud nám to nedopřal, nebot' na tomto světě nesmí být tak úplné štěstí, tak něco dokonalého, jak my jsme si to chtěli vytvořit.
Honzíčku můj, tolik čestných lidí již muselo muřit a proč bych já měla být vyjímkou?
Honzičku můj, moje drahá sestrička Ti povi vše, co budeš chtít vědět. Starala se o mne skutecně obětavě. Mockrát Tě prosím, snaž se vše snášet tak, jak si to zasloužím. Jseš ještě mladý a až se uklidníš, najdeš si ještě svoje štěstí, jsem presvědčena o tom.
V posledních svých okamžicích budu na Tebe vzpomínat. Žij blaze!
Vroucně Tě líbá
Tvoje žena
Krista
Děkuji Ti za všechny krásné chvíle, které jsme spolu prožili.

Übersetzung:

Mein geliebter Honzíček, es ist ein Jahr her, dass wir uns zuletzt gesehen haben und leider werden wir uns schon nicht mehr wiedersehen. Wenn Du diesen Brief erhältst, werde ich bereits in einem anderen Reich sein, dort, wo der Mensch keine Schmerzen fühlt.
Honzíček, mein lieber Junge, ich weiß, dass das für Dich ein großer Schlag sein wird, aber ich bitte Dich bleib ruhig, so wie ich ganz ruhig bin. Immer habe ich Dich über alles geliebt und ich habe mich gefreut, dass wir uns noch einmal treffen werden. Aber das Schicksal hat es uns nicht vergönnt, denn auf dieser Welt darf es kein derart vollendetes Glück, so etwas Vollkommenes geben, wie wir es uns schaffen wollten.
Mein Honzíček, so viele ehrliche Leute mussten schon sterben und warum sollte ich eine Ausnahme sein?
Mein Honzíček, mein teures Schwesterchen wird Dir alles erzählen, was Du wissen willst. Sie hat sich wirklich aufopferungsvoll um mich gekümmert. Ich bitte Dich vielmals, bemüh Dich, alles so zu ertragen, wie ich es verdiene. Du bist noch jung und wenn Du Dich beruhigt hast, findest Du sicher Dein Glück, davon bin ich überzeugt.
In meinen letzten Augenblicken werde ich mich an Dich erinnern. Lebe wohl!
Inniglich küsst Dich
Deine Frau
Krista
Ich danke Dir für alle schönen Momente, die wir gemeinsam verlebt haben.

Abschiedsbrief von Krista Lavičková an ihren Mann Jan Lavičká vom 11. August 1944 (deutsche Übersetzung in der Umschrift rechts unten)

Bundesarchiv R 3018/1087

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