Anežka Malá

7. Januar 1910, Smirschitz (Smiřice) – 24. November 1942
Anežka Malá

Porträt von Anežka Malá geb. Mládek

Stadtarchiv Smiřice

Anežka Mládek wächst in einer sozialdemokratischen Familie auf, absolviert eine Schneiderlehre und arbeitet anschließend in einem Textilwerk und in der Zuckerfabrik in Smirschitz (Smiřice). Mit 17 heiratet sie den elf Jahre älteren Zimmerer Karel Malý, der kom­munistisch orga­nisiert ist, und bringt ein Jahr später einen Sohn zur Welt.
Spätestens seit der Weltwirtschaftskrise entwi­ckelt sich Anežka Malá zur überzeugten Kommunistin, die sich für die Rechte von Arbeitern, Frauen sowie gegen den Faschismus einsetzt. Sie warnt auch vor der Gefahr eines Krieges.
1934 tritt sie in die Kom­munistische Partei der Tsche­choslowakei (KPČ) ein und gehört ab 1936 der Kreislei­tung in Königgrätz (Hradec Králové) an. 1935 schickt die Landesleitung sie für eine viermonatige Schulung an die Internationale Leninschule nach Moskau.
Nach dem im Oktober 1938 erfolgten Verbot der KPČ und der Beset­zung der verbliebenen böhmischen Länder durch die Wehrmacht schließt sich Anežka Malá im Mai 1939 der illegalen Kreisleitung der KPČ in Königgrätz an. Bis zum Sommer 1940 baut sie die Bezirke Jermer und Böhmisch Skalitz auf, ver­fasst Flugschrift­en, sorgt für deren Verteilung und stellt die Verbin­dung zu anderen Kreisen und zur Landesleitung sicher.
Bis zu ihrer Festnahme am 21. Juni 1941 kann sie sich dem Zugriff durch die Gestapo mehrfach entziehen. Der „Volksgerichts­hof" verurteilt sie am 26. August 1942 wegen „Vorberei­tung zum Hoch­verrat” zum Tode. Sie wird 32-jährig am 24. November 1942 in Plötz­ensee ermordet.

Dokumente

Gefangenenkarte des Strafgefängnisses Plötzensee von Anežka Malá

Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei

Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Anežka Malá vom 26. August 1942

Bundesarchiv R 3017/12604

Berlin NO 18, den 5.9.1942

An den Führer!

Ich bin am 26.8.1942 zum Tode verurteilt worden, weil ich in der illegalen Kommunistischen Partei als Bezirksleiterin in Jerma bei Königgrätz und in Böhmisch Thalitz tätig war. Ich war schon lange in der Kommunistischen Partei, da habe ich mich dazu überreden lassen. Ich habe es schon bitter bereut. Ich mußte schon im Oktober 1940 von meiner Familie fort und mich lange verborgen halten. Es war ein schreckliches Leben voll Elend und Not. Im Sommer 1941, kurz vor meiner Verhaftung, bin ich nocheinmal von der Partei besucht worden und sollte Geld suchen helfen.
Ich habe furchtbar gelitten unter dem allen und habe meinen Sohn 1 ½ Jahre lang nicht mehr gesehen. Ich habe immer fleißig gearbeitet und mich gut geführt. Ich möchte gern wieder gutmachen, was ich angerichtet habe. Ich möchte so gern auch noch Kinder haben und mit meinem Sohn leben. Mein Sohn ist so sehr bemüht, alles gut zu machen. Ich
habe auch meine kleine Nichte versorgt. Ich war im Bund für Kinder und Mutterschutz tätig. Dadurch bin ich auf die Idee gekommen, für die Kinder und Mütter zu kämpfen und bin deshalb in die Kommunistische Partei gegangen. Heute habe ich lange erkannt, daß das ein falscher Weg war, aber nun ist es zu spät.
Ich bitte um mein Leben.
Malý Agnes

Gnadengesuch von Anežka Malá aus dem Frauengefängnis Barnimstraße vom 5. September 1942

Bundesarchiv R 3017/12604

Bekanntmachung der Hinrichtung von Anežka Mála, plakatiert Ende 1942 in Königgrätz (Hradec Králové)

Bundesarchiv R 3017/12604

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