Anežka Malá
Spätestens seit der Weltwirtschaftskrise entwickelt sich Anežka Malá zur überzeugten Kommunistin, die sich für die Rechte von Arbeitern, Frauen sowie gegen den Faschismus einsetzt. Sie warnt auch vor der Gefahr eines Krieges.
1934 tritt sie in die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei (KPČ) ein und gehört ab 1936 der Kreisleitung in Königgrätz (Hradec Králové) an. 1935 schickt die Landesleitung sie für eine viermonatige Schulung an die Internationale Leninschule nach Moskau.
Nach dem im Oktober 1938 erfolgten Verbot der KPČ und der Besetzung der verbliebenen böhmischen Länder durch die Wehrmacht schließt sich Anežka Malá im Mai 1939 der illegalen Kreisleitung der KPČ in Königgrätz an. Bis zum Sommer 1940 baut sie die Bezirke Jermer und Böhmisch Skalitz auf, ver­fasst Flugschriften, sorgt für deren Verteilung und stellt die Verbindung zu anderen Kreisen und zur Landesleitung sicher.
Bis zu ihrer Festnahme am 21. Juni 1941 kann sie sich dem Zugriff durch die Gestapo mehrfach entziehen. Der „Volksgerichtshof" verurteilt sie am 26. August 1942 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat” zum Tode. Sie wird 32-jährig am 24. November 1942 in Plötzensee ermordet.
Dokumente
Gefangenenkarte des Strafgefängnisses Plötzensee von Anežka Malá
Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei
Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Anežka Malá vom 26. August 1942
Bundesarchiv R 3017/12604
An den Führer!
Ich bin am 26.8.1942 zum Tode verurteilt worden, weil ich in der illegalen Kommunistischen Partei als Bezirksleiterin in Jerma bei Königgrätz und in Böhmisch Thalitz tätig war. Ich war schon lange in der Kommunistischen Partei, da habe ich mich dazu überreden lassen. Ich habe es schon bitter bereut. Ich mußte schon im Oktober 1940 von meiner Familie fort und mich lange verborgen halten. Es war ein schreckliches Leben voll Elend und Not. Im Sommer 1941, kurz vor meiner Verhaftung, bin ich nocheinmal von der Partei besucht worden und sollte Geld suchen helfen.
Ich habe furchtbar gelitten unter dem allen und habe meinen Sohn 1 ½ Jahre lang nicht mehr gesehen. Ich habe immer fleißig gearbeitet und mich gut geführt. Ich möchte gern wieder gutmachen, was ich angerichtet habe. Ich möchte so gern auch noch Kinder haben und mit meinem Sohn leben. Mein Sohn ist so sehr bemüht, alles gut zu machen. Ich
habe auch meine kleine Nichte versorgt. Ich war im Bund für Kinder und Mutterschutz tätig. Dadurch bin ich auf die Idee gekommen, für die Kinder und Mütter zu kämpfen und bin deshalb in die Kommunistische Partei gegangen. Heute habe ich lange erkannt, daß das ein falscher Weg war, aber nun ist es zu spät.
Ich bitte um mein Leben.
Malý Agnes
Gnadengesuch von Anežka Malá aus dem Frauengefängnis Barnimstraße vom 5. September 1942
Bundesarchiv R 3017/12604
Bekanntmachung der Hinrichtung von Anežka Mála, plakatiert Ende 1942 in Königgrätz (Hradec Králové)
Bundesarchiv R 3017/12604