Emma Martin

25. Oktober 1882, Holzweißig/Kreis Bitterfeld – 16. Dezember 1943
Emma Martin, geborene Schumann, lebt mit ihrem Mann Arthur, der aufgrund einer Kriegsverletzung von einer Invalidenrente lebt, in Alt-Jeßnitz. Politisch steht das Ehepaar bis 1933 der SPD nahe.
Emma Martin wird 1943 nach einer Denunziation unter dem Vorwurf der „Wehrkaftzersetzung” festgenommen. Während der Erntearbeiten in ihrem Dorf soll sie geäußert haben, dass Hitler Schuld am Krieg sei und die britischen Luftangriffe zu Recht geschehen würden.
Sie wird am 9. Oktober 1943 vom 1. Senat des „Volksgerichtshofs” unter Roland Freisler zum Tode verurteilt. Am 16. Dezember 1943 wird Emma Martin im Alter von 61 Jahren im Strafgefängnis Plötzensee ermordet.

Dokumente

Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Emma Martin vom 9. Oktober 1943

Bundesarchiv R 3017/4681



29 11 43

Mein geliebter Mann u Tochter u Bruder
Ich schreibe Euch heute einen Brief. Ob ich euch nochmals einen schreiben kann, darüber Versuchte Gottes Hand. Ich hoffe es doch. Ich weis nicht was noch geschehn wird. Ich möchte Euch liebend gern ja gerne noch einmal sehn. Aber frage das Schicksal. Ich habe sehr viel Trübsal in letzter Zeit durch gemacht, mein Herz ist gebrochen. Aber auf einmal spürte ich Gotteshand. Und ich lebe Heute am 29 noch. Das Wunder war sehr groß. Vielleicht geschieht noch so eins. Ich bete Tag und Nacht. Ihr doch auch? Sollte der liebe Gott anders wollen, So denkt mich hat in Berlin eine Bombe getroffen, wies so viele betroffen hat. Mein liebe Mann Ich wäre ja zu gern an deiner Seite glaubs mir Ich habe ja zu viel Sorgen und zu viel Tränen vergossen., weine nicht so viel um mich den ich fühle das immer wenn du weinst, denn ich habe ja nichts böses auf meine Gewissen, wegen so ein ganz Worten die die schlechten Menschen ungestraft habe Und nicht aufrichtig waren. Die haben mein Leben auf dem Gewissen, dir wird schon noch glugen, der Fritsche Gerber Söhne Braun Lindemann, den so hatte ich das nie gesagt wir sie es rumgedreht haben. Aber 5 gegen einen das ist wohl leicht. Wie mir das Urteil verkündet wurde, Wusste ich nicht mehr was mir geschehen war, das doch hätte ich mir nicht gedacht, wegen

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das das so hart sein konnte. Und ich habe schwer gelitten, das habe ich nicht verdient Ich bin für dieses Leiden unschuldig. Ich bete mich auch für das unschuldig, Gott wird sie auch strafen. Nun meine lieben sollte mein Gnadengesuch abgelehnt sein, dann mus ich den bitteren Weg gehen, Gott der allmächtige wird Euch Kraft geben. zumal Dich mein geliebter Mann besonders. Er möge dich mit Hildgard Beschützen Und das Hildegard wünsche Ich von Herzen ein recht gute Mann. Das Sie nicht so viel Trübsal erleidet, und eine liebe Tochter Verlaß Deinen Vater nicht, wenn Ich mal nicht mehr sein sollte, führe den Haushalt gut. lieber Vati nim dir meine oder deine Schwester zu dir und führt alles so weiter wie ich es gestan habe Und denkt recht oft an mich Ich kanns nun nicht mehr ändern, Grüß alle meine Geschwister recht herzlich von mir ich bin fürs Vaterland gestorben.
Und Bruder Fritzi las im eine Anstalt bringen das Ihr Ruhe habt. Und machts Euch recht schön, den sterben müssen wir alle, Ich wollte ja gerne an deiner Seite stehn mein lieber Vati. Weine nicht so viel sonst finde ich keine Ruhe. Alles dank ich dir noch nun mal was Du mir gutes getan hast wen ich mal eibche laut war, so waren das meine Nerven. Verzeiht mir Und alles soll nach den Tode der Hilde gehören. Ich grüße Euch mit betrübten Herzen
Eure betrübte Mutter grüße
Bruder Karl Frida recht herzlich

Haftbrief von Emma Martin vom 29. November 1943. Der Brief erreichte aufgrund der Zensur die Familie jedoch nie.

Bundesarchiv R 3017/4681

Ablehnung eines Gnadenerweises für Emma Martin vom 15. November 1943

Bundesarchiv R 3017/4681

Protokoll der Verkündung der bevorstehenden Vollstreckung der Todesstrafe gegen Emma Martin vom 16. Dezember 1943

Bundesarchiv R 3017/4681

Protokoll der Vollstreckung der Todesstrafe gegen Emma Martin vom 16. Dezember 1943

Bundesarchiv R 3017/4681

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