Frieda Melzen

29. November 1912, Dellstedt – 6. Oktober 1944
Frieda Melzen

Frieda Melzen

Privatbesitz

Frieda Martens arbeitet nach dem Besuch der Volks­schule als Haushaltshilfe und führt nach dem Tod der Mutter 1929 den Haushalt ihres Vaters. 1934 heiratet sie Wilhelm Melzen, der der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas angehört.
Obwohl die Zeugen Jehovas bereits im Juni 1933 in Preußen verboten worden sind, engagiert sich auch Frieda Melzen in der Missionsarbeit und wird 1937 vom Sondergericht Kiel zu acht Monaten Haft verurteilt. Ihr Mann ist bereits im Oktober 1936 festgenommen worden und wird nach Verbüßung einer Haftstrafe im Mai 1938 in das Konzentrationslager Ravensbrück überstellt.
Seit 1938 lebt Frieda Melzen wieder im Haushalt ihres Vaters in Dörpling (Kreis Norderdithmarschen). Als ihr Bruder im März 1944 ein Rundfunkgerät zur Reparatur annimmt, hört die Familie mit dem Gerät ausländische Sender und lädt hierzu einige Nachbarn ein. Im Dorf berichtet Frieda Melzen von den abgehörten Nachrichten und erklärt, dass es mit der Regierung bald vorbei sei.
Die Familie wird denunziert und Frieda Melzen sowie ihr Vater und ihr Bruder werden am 29. März 1944 festge­nommen.
Frieda Melzen wird am 22. August 1944 vom „Volksge­richtshof” wegen „Wehrkraftzersetzung” zum Tode verurteilt. Nachdem ihr Gnadengesuch abgelehnt worden ist, wird sie am 6. Oktober 1944 im Straf­gefängnis Plötzensee ermordet.
Ihr Bruder und ihr Vater werden zu Zeitstrafen verurteilt.

Dokumente

Frieda Melzen mit ihren Kindern Ruth und Alfred, 1944

Privatbesitz

Urteil des „Volksgerichtshofes” gegen Frieda Melzen sowie ihren Vater und ihren Bruder, 22. August 1944

Bundesarchiv R 3017/33482

Gnadengesuch von Frieda Melzen

Bundesarchiv R 3017/33482

Protokoll der Hinrichtung von Frieda Melzen, 6. Oktober 1944

Bundesarchiv R 3017/33482


Liebe Anna u Alfred u Ruth
und klein Werner!
Die lezten Grüsse von eure liebe
gute Mamma seit bitte nicht
traurig und weinet bitte nicht
denn eure liebe Mamma kommt
wieder. Lieb‘ Kinder wir sehen
uns wieder in Königreich finden
wenn es noch eine weile dauert
Liebe Kinder seit immer recht
brav und artig zu Tante Ruth
lasst Sie eine Weile eure Mamma
sein bis Mamma wieder kommt
wenn ich jetzt auch von euch scheiden
mußt und in paar Stunden
werde ich hingerichtet meine Kleider
und mein Ring wird zu euch ge-
schickt gebrauche die Kleider
und mache die Kinder da was von.


und Gretchen und Marianne
wenn sie auch noch was braucht
zuerst kommen ja meine Kinder
Liebe Alfred und Ruth denkt
an die lieben Worte die ich euch
gesagt habe so Euch liebe Kinder
der liebe Gott wird euch behüten
und bewahren auch in den
schwersten Tagen. Ihr wird noch
bei Tante Anna bleiben, das ist
ja mein Wunsch. Liebe Anni laß
ich bitte Dich liebe Anni laß
meine Kinde bei Dir bleiben
Sei Du liebe Anna lieb als Mutter
zu meinen Kinder und laß sie
bei Dir bleiben und schreibe
meinen Mann es hin
das ich in 1½ Std hingerichtet
werde. Er soll nicht traurig sein
und soll dem Herrn befohlen sein
Liebe Kinder Jehovas Güt sei mit
euch auf ein baldiges Wiedersehn
im Königreich Christi wo der liebe
Gott es alle neu gemacht hat nochmal
viele tausend Grüße und Küße eure
liebe Mamma u. Frieda!

Abschiedsbrief von Frieda Melzen, 6. Oktober 1944

Privatbesitz

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