Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld

21. Dezember 1902, Kopenhagen – 8. September 1944
Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld

Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld

Privatbesitz

Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld wird in München Zeuge des „Hitlerputsches”. Dieses Erlebnis begründet seine Ablehnung des National­sozialismus.
Seine aktive Widerstandsarbeit beginnt 1938 mit seinen Freunden Peter Graf Yorck von Wartenburg und Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg. Bereits 1938 wird er wegen seiner Kontakte zum Auswärtigen Amt und zum Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehr­macht Verbindungsglied zwischen zivilem und militä­rischem Widerstand.
Als Reserveoffizier eingezogen, arbeitet er seit November 1939 im Stab des späteren Feldmarschalls und Oberbe­fehlshabers West Erwin von Witzleben. Nach dessen Ver­abschiedung 1942 wird er als „politisch unzuverlässig” von Paris nach Utrecht versetzt.
Im März 1943 holt ihn Hans Oster nach Berlin, wo er sich intensiv an den Staatsstreichvorbereitungen beteiligt. Er freundet sich im September 1943 mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg an. Vorgesehen als Staatssekretär des designierten Staatsoberhauptes Ludwig Beck, gehört er bis zuletzt zum engsten Kreis der Verschwörer.
Am 20. Juli 1944 wartet er zusammen mit Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, Yorck und Schulenburg in seinem Büro auf die Nachricht von der Durchführung des Attentats.
Er wird in den späten Abendstunden im Bendlerblock festgenommen, am 21. August vom „Volksgerichtshof” zum Tode verurteilt und am 8. September 1944 in Plötzensee ermordet.

Dokumente

Erste Festnahmeliste der „Gestapo-Sonderkommission 20. Juli 1944”, 24. Juli 1944

Bundesarchiv NS 6/4

Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld vor dem „Volksgerichtshof”, 21. August 1944

Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Todesurteil des „Volksgerichtshofs” gegen Fritz Thiele, Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld, Ludwig Freiherr von Leonrod, Friedrich Jäger und Joachim Sadrozinski, 21. August 1944

Bundesarchiv R 3001/24775

Graf Schwerin v. Schwanenfeld
8. Sept. 1944

Mein Liebling! Nun ist die letzte Stunde gekommen, ausführlichere
Briefe vom 18. 19. 20. u. 21.8. gab ich im Gefängnis Lehrter Strasse ab. Ich kann
Dir nichts mehr raten, nur bitten, dass Du den Kindern die Jugend
so froh als möglich gestaltest, was bei aller Einschränkung mög-
lich ist. Denk an Deine eigene Jugend. Lass die Jungens viel lernen
und Berufe ergreifen, die ihren Anlagen entsprechen u. aus
denen ein Aufstieg möglich. Also nicht wie bei Dir ein ungelieb-
ter Beruf, den er nicht voll ausfüllt. Ich denke bei Wilhelm
an Landwirt oder Förster, bei Christoph an Techniker, Chemi-
ker o. ä. Dass Dir u. den Kindern alle Wertsachen gehören,
weißt Du, ich erinnere auch an das Vieh, das ich Euch zu Det-
lefs Geburt schenkte. Dass ich ungebeugt in den Tod gehe in dem
festen Bewusstsein, nichts für mich u. alles fur unser Va-
terland gewollt zu haben, das muss Dir immer Gewissheit
bleiben u. das musst Du den Söhnen immer wieder sagen.
Du weißt, dass zu allen Zeiten mein Handeln auf Deutsch-
land ausgerichtet war nach der Tradition der Familie aus
glühender Vaterlandsliebe, die alles andere überwog.
Andere Zeiten werden andere Sitten u. Anschauungen im
Einzelnen bringen, aber die Liebe zum Vaterland
wird ewig der Bestandteil des Lebens bleiben, der
alles andere beherrscht. Erziehe die Söhne zu
christlichen Edelleuten ohne Engigkeit im Den-
ken aber auch ohne Laxheit. Und nun noch
Dir aus übervollem Herzen, Dank für Deine Lie-
be, die mein Leben verschönte. Sei tapfer und
bewahre mir Deine Liebe bis an Dein Lebensende.
Solltest Du noch einmal heiraten, so tue es bitte,
wenn es aus Liebe geschieht, ich habe nichts
dagegen, nur nicht aus Vernunftgründen.
Ich muss Schluss machen. Grüsse alle, die
ich liebte und die mich geliebt und ge-
schätzt haben, die Mütter und Geschwi-
ster insbesondere, Freunde und Unter-
gebene.
Ich umarme Dich u. die Jungens in
Gedanken als Dein
Dir unendlich dankbarer
Ulrich-Wilhelm

Abschiedsbrief von Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld an seine Frau Marianne, 8. September 1944

Privatbesitz

Sterbeurkunde von Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld vom 9. September 1944

Ancestry, Archiv zur Ahnenforschung

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