Adam von Trott zu Solz

9. August 1909, Potsdam – 26. August 1944
Adam von Trott zu Solz

Adam von Trott zu Solz

Privatbesitz

Der Jurist Adam von Trott zu Solz wird im Frühjahr 1940 nach Studienaufenthalten in Großbritannien, China und Ostasien als Mitarbeiter der Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes eingestellt.
Im Rahmen seiner Tätigkeit hat er Gelegenheit, unauf­fällig regelmäßige Kontakte mit den Gruppen um Hans von Dohnanyi und Dietrich Bonhoeffer im Amt Aus­land/Abwehr des Oberkommandos der Wehr­macht aufzubauen.
Er steht zudem in Verbindung mit Helmuth James Graf von Moltke und Peter Graf Yorck von War­ten­burg. Trott unternimmt von 1941 bis 1943 mehrere Reisen ins Aus­land und versteht sich als außen­politischer Beauf­tragter des Kreisauer Kreises. Während der dritten Kreisauer Haupt­tagung Pfingsten 1943 leitet er die Diskussion über die Grundlagen künftiger deutscher Außenpolitik.
Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 bleibt er zunächst unbehelligt, wird jedoch fünf Tage später festgenommen, als die Verbindungen der Ver­schwö­rer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg zum Auswärtigen Amt bekannt werden. Adam von Trott zu Solz wird am 15. August 1944 vom „Volksgerichtshof” zum Tode verurteilt und am 26. August 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Dokumente

Todesurteil des „Volksgerichtshofs” gegen Bernhard Klamroth, Hans-Georg Klamroth, Egbert Hayessen, Wolf Heinrich Graf Helldorf, Adam von Trott zu Solz und Hans Bernd von Haeften, 15. August 1944

Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes Inland IIg 59

Berlin-Plötzensee, den 26/8

Liebe Mutter,
So kommt es gottlob noch zu
einem kurzen Wort an Dich: Du bist mir
immer, auch jetzt sehr nah. Ich halte dankbar
und fest an dem, was uns je und je verbindet.
Gott ist mir in diesen Wochen gnädig gewesen
und hat mir frohe, klare Kraft zu allem, fast
allemgeschenkt – er hat mich auch gelehrt, wo
und wie ich fehlte. Ich bitte vor allem auch Dich
um Vergebung für allen großen Schmerz und
daß ich dir jetzt noch im Alter diese Stütze nehmen
mußte.
Sag Werner, daß auch er mir in diesen
letzten Wochen besonders nahe rückte und ich
die Schritte bis zu unserer inneren Trennung
zurücklenken und, hätten wir uns wieder-
gesehen, eine tiefe fruchtbare Versöhnung mit ihm gefeiert
hätte. Ihm und seinem ritterlichen Schutz, den ich
ihn herzlich bitte auch auf ihre innere Eigenart und Freiheit
der Lebensweise auszudehnen, an-
empfehle ich meine geliebte Clarita und
die beiden süßen Kleinen, die ich so wenig
sah. Steht Ihnen in aller Not bei!
Auch Heini bitte ich dies – in Liebe und Dankbarkeit.
Dir noch zuletzt einen dankbaren
Herzenskuß und auf Wiedersehen.

Grüß alle, die sich meiner ohne
Zorn erinnern können,
Dein dich sehr liebender Sohn
Adam

Auch den lieben Heini hätte ich jetzt
innerlich bestimmt wiedergefunden und
mit mehr Eifer und Sorgfalt der vielen
unverdienten Liebe, die mir von Euch
allen entgegenkam, gewaltet. Grüß auch
von Herzen die besonders liebe Vera und
die andern Schwestern. Auch Marline
und die übrige Familie.
In deinen Geiste, Herr...
Euer Adam

Abschiedsbrief von Adam von Trott an seine Mutter, 26. August 1944

Privatbesitz

Berlin - Plötzensee, den 26. August 1944

Liebes Claritchen,
dies ist nun leider wohl
das allerletzte. Hoffentlich hast Du meinen
letzten längeren Brief noch bekommen!
Vor allem: Vergib mir für
all den tiefen Schmerz, den ich Dir
verursachen mußte.
Sei gewiß: Ich bin in Gedanken
auch weiter mit Dir und sterbe in
tiefer Zuversicht und Glauben.
Es ist heute ein klarer „Peking-
Himmel" und die Bäume rauschen. Lehre
unsere lieben, süßen Kleinen diese
Zeichen und die noch tieferen unseres Gottes
dankbar, aber auch tätig und kämpferisch
zu verstehen.
Ich liebe Dich sehr. Es bliebe noch so viel
zu schreiben — aber es ist keine Zeit mehr.
Gott behüte Dich – ich weiß, daß Du Dich
nicht unterkriegen lassen und daß Du Dich
zu einem Leben durchkämpfen wirst, indem
ich Dir innerlich weiter zur Seite stehe, wenn
Du auch anscheinend ganz allein bist. Ich bitte
für Deine Kraft – und Du tu es bitte für mich.
Ich habe in den letzten Tagen noch das Purgatorio
gelesen, auch Maria Stuart und, was mich selt-
sam stark berührte, den Jürg Jenatsch. Sonst hatte ich solches
wenig — aber sehr vieles in mir, was ich in Ruhe
bewegen und klarlegen konnte. So sei um mich
nicht zu bekümmert – alles ist ja im Grunde klar,
wenn auch tief schmerzlich. — Ich wüßte so sehr gern,
wie Euch dies alles praktisch getroffen hat. Ob Du
nach Reinbek willst oder bleibst. Sie werden wohl
alle lieb zu Dir sein, meine geliebte kleine Frau. In
meinem andern Brief bat ich um all die vielen
Freundesgrüße, die mir am Herzen liegen. Aber Du
kennst sie genau und wirst sie ohne mich richtig bestellen.
Ich umarme Dich mit ganzer Seele und weiß, daß Du bei mir bist.

Gott segne Dich und die Kiemen in unverbrüchlicher Liebe Dein

Adam

Gib Werner und Heini das Vertrauen, das sie
in Liebe und Treue zu mir gewiß verdienen
werden! Grüß mir Imshausen und seine Berge.

Dein Adam

Abschiedsbrief von Adam von Trott an seine Frau Clarita, 26. August 1944

Privatbesitz

Adam von Trott zu Solz vor dem „Volksgerichtshof”, 15. August 1944

Gedenkstätte Deutscher Widerstand Chronos II / 152

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