Bohuslav Všetička

25. September 1893, Nachod (Náchod) – 19. August 1942
Bohuslav Všetička

Aufnahme von Bohuslav Všetička

Privatbesitz

Der Sohn eines Offiziers absolviert nach dem Abitur die Technische Militärakademie in Mödling nahe Wien. Im Ersten Weltkrieg gerät er in Galizien in russische Kriegs­gefangenschaft, 1916 meldet er sich zum Eintritt in die Tschechoslowakische Legion.
Nach Gründung der Tschechoslo­wakischen Republik 1918 hat er Führungs­positionen in der neu gegründeten Armee inne, 1928 erfolgt die Beförderung zum Brigade­general. 1938 heiratet er in zweiter Ehe und bekommt zwei Kinder.
Nach der Besetzung der böhmischen Länder durch die Wehrmacht bemüht sich Bohuslav Všetička zusammen mit General Sergěj Ingr ab April 1939 in Brünn (Brno) um die Lenkung der vielerorts hohen Bereitschaft zum bewaff­neten Widerstand in organisierte Bahnen.
Er ist führend beteiligt an Gründung und Aufbau der ge­heimen Militärorgani­sation Obrana Národa (ON – Ver­teidigung der Nation) in Mähren, die den bewaffneten Aufstand plant. Nach der Flucht von General Ingr ins Ausland wird Bohuslav Všetička Ende Juni 1939 Befehls­haber des Landeskommandos Mähren.
Am 29. Februar 1940 wird Bohuslav Všetička festgenom­men. Am 27. November 1941 verurteilt ihn der „Volksge­richtshof” zusammen mit Jaroslav Gardavský, Ladislav Kotík und Čestmír Jelínek wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung” zum Tode. Er wird am 19. August 1942 in Plötzensee ermordet.

Dokumente

Gefangenenkarte des Strafgefängnisses Plötzensee von Bohuslav Všetička

Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei

Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Bohuslav Všeticka, Ladislav Kotík, Čestmír Jelínek und Jaroslav Gardavský vom 27. November 1941

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-237-6

Berlin-Plötzensee, den 27. Juli 1942
Všetička Bohuslav
Haus III Abt. 2. Zelle 99.

Herzallerliebste Mitěnka,
meinen besten Dank für die rasche Geldsendung, die ich bereits am 2./7. erhalten habe. Mitěnečka, ich habe noch zwei Bitten an Dich, aber nur wenn die Erfüllung dieser Dir keine Schwierigkeiten finanzieller Art bereiten wird. Ich würde noch 25 R.M. brauchen. Diese sende mir aber erst am 25. August, früher nicht. Schreibe dieselbe Bemerkung in die Rubrik „betrifft“ wie bei der letzten Sendung.
Außerdem habe ich die Erlaubnis bekommen, mir den Deutsch-Englischen Sprachunterricht (Toussaint-Langenscheidt) schicken zu lassen. Dieses muß aber direkt von einer Buchhandlung gesendet werden. Meinen alten Unterricht könntest Du der Firma antiquarisch zurückstellen und einen ganz neuen mir schicken lassen durch die Buchhandlung. Der Unterricht kostete neu 12 R.M. Mein alter Unterricht ist ja nahezu neu und so wird Dir die Firma vielleicht einige R.M. dafür doch geben. Die Firma soll mir
auch einen Bleistift No 2, ein stärkeres Heft, ein Vokabelheft und einen Radiergummi zuballen. Den alten Unterricht habe ich auf der Česká bei einer Firma in der Nähe der Papierhandlung „Wagner“ gekauft. Mitěnečka, alles das darf Dich aber nicht finanziell irgendwie einschränken.
Liebste Mitěnečka leider habe ich bis heute noch immer den erwarteten Brief nicht bekommen und es beunruhigt mich. Doch glaube ich, daß Dein Brief nur durch ein Postversehen verspätet kommen wird und nicht vielleicht, daß Dir oder Zlata oder jemanden zu Hause etwas zugestoßen wäre. Hoffentlich werde ich bald von Dir eine freudige Nachricht bekommen. Vielleicht bist Du auch zu Besuch bei der Mutter in Prag, dann küsse sie und Slavuš und alle Lieben von mir.
An meiner Lage hat sich bisher noch nichts geändert, bin gesund und auch sonst in Ordnung. Sonntag sollt Du mit Großmutter den Namenstag recht fröhlich feiern.
Mein herzallerliebstes Mädel bleibe mit Zlata recht gesund und wisse, daß ich Euch beide unendlich lieb habe und mich auf auch nur eine kleine Nachricht freue. Küsse u. Grüße zu Hause und Duai. Innigst umarmt und küßt Dich und Zlata Dein Dich stets liebender Mita.


Brief von Bohuslav Všetička an seine Frau Milada vom 25. Juli 1942

Mährisches Landesmuseum (Moravské zemské muzeum), Brno Historische Abteilung, Fond S, Sign. S 12630

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