Emanuel Wacherlohn

12. Dezember 1896, Prag – 11. Januar 1943
Emanuel Wacherlohn kommt am 12. Dezember 1896 in Prag zur Welt. Er ist kauf­männischer Ange­stellter in einer Prager Firma, seit 1935 Mitglied der Kommunistisch­en Partei der Tschechoslowakei (KPČ) und in der von sei­nem Kollegen Paul Kohn geleiteten Betriebszelle aktiv.
Nach dem im Herbst 1938 erfolgten Verbot der KPČ und dem Einmarsch deutscher Truppen nach Prag im März 1939 schließt sich Emanuel Wacherlohn im Frühsommer der illegalen KPČ an. Er wird Mitglied der Bezirksleitung Prag-Innenstadt sowie Verbindungsmann zwischen dem Leiter von Prag-Innenstadt Josef Adamec und vier Be­triebszellen. Zusätzlich sorgt er für die vermehrte Ver­breitung von Flugschriften, indem er über Ladislav Brožek einen Vervielfältigungsapparat beschafft.
Nach seiner Festnahme Mitte Oktober 1940 verur­teilt der „Volksge­richtshof” ihn am 29. September 1942 zu­sammen mit Paul Kohn, Ladislav Brožek und zwei wei­teren Angeklagten wegen „Vorbereitung zum Hochver­rat” zum Tode. Alle fünf Männer werden am 11. Januar 1943 in Plötz­ensee ermordet.

Dokumente

Gefangenenkarte des Strafgefängnisses Plötzensee von Emanuel Wacherlohn

Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei

Anklageschrift des „Volksge­richtshofs” gegen Paul Kohn und andere vom 11. Juni 1942

Bundesarchiv R 3017/11692

Urteil des „Volksge­richtshofs” gegen Paul Kohn und andere vom 29. September 1942

Bundesarchiv R 3017/11692

Berlin-Plötzensee, den 3. Oktober 1942


An Herrn Reichsjustizminister
zu Händen des Herrn Oberreichsanwalt
beim Volksgerichtshof in Berlin


Der Strafgefangener Emanuel Wacherlohn Arier geboren am 12. Dezember 1896 in Prag, Protektorat Angehöriger evangelisch verheiratet, wurde am 29. September 42 vor dem I. Senat beim Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt. Genannter bittet um Gnade, da nicht vorbestraft. Nach dem Verbot der K.P.C. hat die Führung durch ausgesuchte Männer zur kommunistischer Arbeit alle frühere Mitglieder aufgefordert, zur Mitarbeit. Auch ich wurde aufgefordert, zuerst habe ich es abgelehnt. Wurde dann wiederholt zur Mitarbeit angeregt. Als ich immer noch nicht zusagte, übte die Leitung einen Druck aus, dass ich erst nach den Druck zusagte. Mir wurde gesagt, wenn ich nicht arbeite so werde ich nach dem Kriege mich verantworten müssen. Beim Aufbau habe ich nicht gearbeitet. Bekam meine Arbeit von den Führer zugeteilt, wie schon die Organisation aufgebaut war und auch schon arbeitete. Ich wusste nicht, dass ich höher eingeschalltet bin, sondern war der Meinung, dass ich als einfaches Mitglied arbeite. Denn, wenn die politische Leitung Versammlungen um Weisungen oder Richtlienien oder eine Entscheidung zu treffen war ich nie dabei und das geschah geheim. Mitglied der Bezirkleitung war ich nicht. Ich wurde nur durch einen Verbindungsmann der der Bezirkleitung
untergeordnet war informiert. Selbständige Entscheidungen habe ich nicht in keinen Falle getan. Meine Aufgabe war vor allem die Beiträge einzuziehen und an den mir übergeordneten Verbindungsmann abzuführen.
Nach der Festnahme meines übergeordneten Mannes wollte ich nun nichts mehr arbeiten. Wurde aber aufgesucht und man sagte mir dass auf jeden Fall weiter gearbeitet werden muss. Ich habe nun den Mann Josef Polak gesagt dass ich nicht mehr arbeiten will. Der hat es mir unter Drohung abgelehnt, und gab mir dann später einen Mann zur Hilfe. Über dieses habe ich gründlich nachgedacht und fest entschlossen auch unter der Drohung die an mich ausgeübt war und weiter wurde nicht mehr für die illegale Komunistische Partei zu arbeiten. Wurde dann aber festgenommen. Auf der Polizei war ich von Anfang an geständigt.
Deutsch feindlich war ich nie. Meine Grosseltern waren aus der Ostmark Deutsche. Im Kriege 1914-1918 bin ich als Unteroffizier mit der Bronzerne Tapferkeitsmedaile vor dem Feinde ausgezeichnet. In allen Anstalten wo ich war, kam ich in allen Arbeiten nach. Machte sogar mehr wie das vorgeschriebene Pensum.
Meine Tat bereue ich recht sehr.
Bitte um Gnade.

Emanuel Wacherlohn

Gnadengesuch von Emanuel Wacher­lohn an den Reichsminister der Justiz vom 3. Oktober 1942

Militärhistorisches Archiv, Prag Deutsche Gerichtsakten – Widerstand in ČSR 1939–1945, k./K. 20, inv. č./Inv. Nr. 48/2

Bekanntmachung der Hinrichtung von Emanuel Wacherlohn und anderen, plakatiert Anfang 1943 in Prag

Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-255-17

zurück