Edgar Fritz Weiner
Nach dem im Herbst 1938 erfolgten Verbot der KPČ und dem Einmarsch deutscher Truppen nach Prag im März 1939 schließt sich Edgar Fritz Weiner im April der illegalen KPČ an, die die Wiederherstellung der Tschechoslowakei zum Ziel hat. Er ist Leiter einer kommunistischen Zelle. Anfang 1940 kauft er einen Vervielfältigungsapparat und stellt mehrere hundert Flugschriften her.
Nach seiner Festnahme Mitte Oktober 1940 verurteilt der „Volksgerichtshof” ihn am 29. September 1942 zusam­men mit Paul Kohn, Emanuel Wacherlohn und zwei weiteren Angeklagten wegen „Vorbereitung zum Hoch­verrat” zum Tode. Ihrer jüdischen Herkunft wegen gelten er, Paul Kohn und Peter Stiassny als „Feind[e] des Natio­nalsozialismus”. Alle fünf Männer werden am 11. Januar 1943 in Plötzensee ermordet.
Dokumente
Gefangenenkarte des Strafgefängnisses Plötzensee von Edgar Fritz Weiner
Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei
Anklageschrift des „Volksgerichtshofs” gegen Paul Kohn und andere vom 11. Juni 1942
Bundesarchiv R 3017/11692
Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Paul Kohn und andere vom 29. September 1942
Bundesarchiv R 3017/11692
An das hochwohllöbliche Reichsjustizministerium in Berlin.
Angesichts des Todes zu dem ich verurteilt wurde u. der schon seine Hand nach mir ausstreckt, bitte ich Sie, so flehentlich dies ein Mensch vermag um Gnade. Bedenken Sie gütigst lange Jahre der Arbeitslosigkeit, Hoffnungslosigkeit u. Verzweiflung, bis ich mich 1938 der Kom. Partei anschloss u. halten Sie mir zu Gute dass ich Flugblätter englandfeindlichen Inhalts verbreitete, in denen ich die Schuld der englichen Plutokratie am Kriege nachwies, mich aber mit keinem Worte gegen Deutschland wandte, das zur Zeit der Tat 1940 ein Vertrag mit der Sowjet-Union verband der mir unantastbar war.
Halten Sie mir zu Gute, dass ich ja seit dem Jahre 1940 in Haft bin u. diese 2 Jahre nicht nur gebüsst, sondern auch im Arbeitslager Bayreuth zur Zufriedenheit der Herren Wakmeister im Gaswerk etc. gearbeitet habe.
Dass ich in meiner Heimat 3 Menschenleben unter eigener Lebensgefahr vom Todes des Ertrinkens rettete, darunter ein volksdeutsches Kind.
Ich flehe Sie an, mein Leben zu schonen, seien sie gross seien sie gnädig. Ich will alles tun was in meinen Kräften steht um Ihrer Gnade würdig zu sein.
Wollen Sie, meinen heissen Dank entgegennehmen.
Verehrungsvoll u. dankbar
Edgar Fritz Weiner.
Gnadengesuch von Edgar Fritz Weiner an den Reichsminister der Justiz vom 9. Oktober 1942
Militärhistorisches Archiv, Prag Deutsche Gerichtsakten – Widerstand in ČSR 1939–1945, k./K. 20, inv. č./Inv. Nr. 48/2
Bekanntmachung der Hinrichtung von Paul Kohn und anderen, plakatiert Anfang 1943 in Prag
Archiv des Sicherheitsdienstes Prag (ABS) 141-255-17