Irene Wosikowski
Ab 1933 arbeitet Irene Wosikowski für die illegale KPD-Landesleitung in Berlin, wo sie von Februar bis Juni 1934 die persönliche Sekretärin von Franz Dahlem ist, einem Mitglied des Politbüros der KPD. 1935 emigriert sie über die Tschechoslowakei in die Sowjetunion und absolviert unter dem Decknamen „Helga Rühler” von September 1935 bis Ende 1937 einen Lehrgang an der Internationalen Leninschule in Moskau. Anschließend reist sie nach Paris, arbeitet bei der „Deutschen Volkszeitung” und ist Sekretärin im Auslandssekretariat der KPD.
Im Mai 1940 wird sie in Südfrankreich interniert. Im Juli gelingt ihr die Flucht aus dem Lager Gurs. Sie geht in die Illegalität, kämpft an der Seite der Résistance und leistet vor allem Propagandaarbeit unter Soldaten der deutschen Wehrmacht.
Irene Wosikowski wird von Wehrmachtsangehörigen denunziert und am 26. Juli 1943 in Marseille festgenommen. Nach unzähligen Gestapoverhören wird sie vom „Volksgerichtshof” am 13. September 1944 zum Tode verurteilt. Sie wird am 27. Oktober 1944 im Strafgefängnis Plötzensee ermordet.
Dokumente
Gefangenenkarte von Irene Wosikowski
Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei
Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Irene Wosikowski, 13. September 1944
Bundesarchiv R 3017/35851
Berlin NO 18, den 19. September 1944
Gesch.Nr. 1 H 206/44
An den Volksgerichtshof, Berlin W 9
Bellevuestr. 15
Gnadengesuch.
Am 13. Sept. 1944 bin ich vom Volksgerichtshof, Berlin, zum Tode verurteilt worden. Ich möchte hiermit ergebenst bitten, die Todesstrafe in eine Zeitstrafe umzuwandeln.
Bisher bin ich noch nicht vorbestraft gewesen und bereue aus ganzem Herzen die Vergehen, die zu meiner Verurteilung führten. Bei meiner Bitte um Gewährung von Milde erlaube ich mir darauf hinzuweisen, ob nicht evtl. berücksichtigt werden kann, daß ich nie politisch führend oder selbständig tätig war sondern immer auf Anleitung und unter Einfluß Fremder stand u. handelte.
Auch um meiner Mutter den großen Schmerz zu ersparen bitte ich um Ihre Milde. Mein Vater ist bereits im 1. Weltkrieg gefallen u. ich möchte dazu beitragen, meiner Mutter
ihren Lebensabend etwas zu erleichtern.
Ich möchte Ihnen versichern, daß ich mich Ihres Gnadenerweises würdig erweisen werde. Nachdem ich mit meinen alten Auffaßungen gebrochen und erkannt habe, daß ich bisher einen falschen Weg gegangen bin, bereue und verurteile ich meine Vergehen selbst aufs Tiefste. Ich werde, falls ich die Möglichkeit habe, alles daransetzen um zu versuchen, durch Arbeit ganz gleich wo u. welche, sowie durch eine gute Gesinnung und Führung für Deutschland das wieder gutzumachen, was ich bisher gefehlt habe.
Aus diesen Gründen bitte ich nochmals ergebenst, die Todesstrafe in eine Zeitstrafe umzuwandeln und werde mich dafür mein Leben lang würdig und dankbar erweisen.
Irene Wosikowski
Gnadengesuch von Irene Wosikowski, 19. September 1944
Bundesarchiv R 3017/35851
Verkündung der Vollstreckung des Todesurteils gegen Irene Wosikowski, 27. Oktober 1944
Bundesarchiv R 3017/35851
Protokoll der Vollstreckung des Todesurteils gegen Irene Wosikowski, 27. Oktober 1944
Bundesarchiv R 3017/35851