Karl Wyt

9. April 1905, Wien – 2. März 1943
Karl Wyt wird am 9. April 1905 in Wien als Sohn eines Straßenbahners geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule lässt er sich zum Metalldreher ausbil­den und besucht gleichzeitig die Fortbildungsschule. Ab 1927 ist er bei der Wiener Gemeindewache angestellt und wird 1936 wegen eines Lungenleidens mit einer Ab­findung entlassen. Ab November 1938 arbeitet er als Me­talldreher. Wyt gehört der Sozialdemokratischen Partei Österreichs bis zu deren erzwungener Auflösung 1934 an.
Wyt wird im Sommer 1939 für die verbotene Kommunis­tische Partei Österreichs als Mitglied angeworben. Er be­tätigt sich als Unterkassier und zieht bei den anderen Funk­tionären Mitgliedsbeiträge ein, die teilweise der Un­terstützung von Angehörigen Inhaftierter dienen. Außer­dem ist er an der Verbreitung von kommunistischen Schriftenmaterial beteiligt.
Wegen seiner politischen Betätigung wird er am 9. Juli 1941 festgenommen und vom 5. Senat des „Volksge­richtshofs” am 9. Oktober 1942 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat” zum Tode verurteilt. Laut Urteil hat er mit weiteren Angeklagten durch „Herstellung eines or­ganisatorischen Zusammenhalts” und durch „Verbreitung von Schriften” ein „hochverräterisches Unternehmen” vor­bereitet. Karl Wyt wird am 2. März 1943 im Strafge­fängnis Berlin-Plötzensee ermordet.

Dokumente

Gefangenenkarte von Karl Wyt

Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei

Anklage des „Volksgerichtshofs” gegen Karl Wyt und weitere Personen vom 16. Juni 1942

Bundesarchiv R 3017/24838

Urteil des „Volksgerichtshofs” gegen Karl Wyt und weitere Personen vom 9. Oktober 1942

Bundesarchiv R 3017/24838


Wyt Karl Peter
Aktenzeichen: 7.J.186/42


Berlin-Plötzensee, den 22. Oktober 1942.
Gefängnis


An den Hohen Senat des Volksgerichtshofes.
in Berlin


Der zum Tode verurteilte und Ehrlos erklärte Wyt Karl Peter bittet reuigst um Gnade. Wohl nur aus folgenden Gründen meiner Bitte Ausdruck zu verleihen. Im Jahre 1935 erkrankte ich im Dienste der Gemeinde Wien an Lungentuberkulose, nach 10monatlichen Spitalsaufenthalt ging ich wieder ins Büro u versah durch ein volles Jahr meinen Dienst auf einmal wurde ich knapp vor dem Definitivum krankheitshalber entlassen. Alle Schritte die ich unternahm um meinen Posten zu behalten blieben erfolglos. Ich lebte mit meiner Frau bei meinen Eltern, 3 Monate vor meiner Entlassung erkrankte meine Mutter an Mastdarmkrebs, ich nahm damals auf mein Gehalt einen Kredit von 300.- Schilling um Injektionen die das Leben meiner Mutter retten sollten, es gingen noch 400.- Schilling meiner Abfertigung darauf, leider die Injektionen waren wertlos u meine Mutter starb unter furchtbaren Schmerzen, daß waren meine ersten Schiksalschläge und die mich verbitterten. Mein Leiden selbst war furchbar 2-3 mal täglich mußte ich mich verbinden den aus zahlreichen Punktionsfisteln drang das Eitrige Empyem heraus und durchnässte meine Verbände, abends mußte ich bei der Jakobeusfistel durch einpressen von Luft in meinen Brustraum das Empyem restlos entfernen um nicht der Gefahr zulaufen in der Frühe zu erwachen, in Eiter zuschwimmen wie es mir einigemale passierte. Dieses alles und die Not zu Hause Verbitterten mich noch mehr, so kam das Jahr 1938 wir schöpften Hoffnung auch mich erreichte die Nachricht das ich ein Gesuch machen solle wegen der Wiedereinstellung zur Gemeinde Wien, auch ich tat es, jedoch es vergingen Wochen, ich bekam keine Antwort. Alle meine ehemaligen Kameraden ob sie aus po9litischen oder anderen Gründen entlassen waren worden hatten bereits Ihre Plätze wieder bekommen, nur ich an Lungen tuberkulose Erkrankte erhielt nicht einmal einen Abweisungsbescheid, ich lief, 2-3 mal in der Woche ins Rathaus ohne Erfolg, man ließ mich zum Schlusse nicht mehr zu den Beamten vor erhielt auch bis heute keine Antwort, so traf mich das Schicksal neuerlich

~~~~~

Im August bekam ich dann von der Arbeitsvermittlung eine Verständigung mich zum Einschulen des von mir erlernten Berufes Spitzendreher in der Mollardschule einzufinden. Trotz meines Leidens folgte ich den Rufe, den ich hatte keine Möglichkeiten mehr da auch die pekunären Verhältnisse meines Vaters ihrem Ende zugingen, ich bekam dann bei der Firma Stefan Götz u Söhne Arbeit als Dreher in diesen für mich äußerst ungesunden Betrieb da vornehmlich Grauguß bearbeitet wurde arbeitete ich unter unglaublichen Wiedrigkeiten von seitens dieser Kollegen die meinem Gesundheitszustande keine Rechnung trugen, so wurde ich immer mehr u mehr Verbittert und Unterlag den verschiedenen Einflüsterungen, jedoch Arbeitete ich mit ein zwei Tage Unterbrechung (pro ¼ Jahr,) ein volles Jahr bis es mich niederwarf, im Dezember 1939 ging ich in den Krankenstand das Eitrige Empyem hatte meine Kräfte aufgebraucht ich konnte meinen Körper nicht so viel Eiweiß zuführen als das Eiter fraß. Der Chefarzt der Ortskrankenkasse erkannte meinen Zustand und reichte um Erholungsaufenthalt ein, wurde jedoch von der Landesversicherung abgelehnt; nach 1monatiger Arbeit war ich wieder am Ende mit meinen Kräften, worauf der Chefarzt eine falsche Dyagnose stellte, dann erst wurde der Erholungsurlaub bewilligt, all diese Umstände u Mißgeschicke liesen meine mich meiner Verbitterung nicht Herr werden und falsche Wege gehen. Ich sehe ein das ich gefehlt habe, insbesondere jetzt wo ich das Gesetz für Lungentuberkulose gelesen habe und nur auf Grund dieses Gesetzes wage ich um Gnade zu bitten den all das was in den Gesetze aufscheint wurde mir durch mein Schiksal verweigert. Ich wähnte um ähnliches zu ringen und wurde eines besseren belehrt, mögen diese meine Gründe und mein Leiden so überzeugen wie ich überzeugt wurde. Möge auch mein Verhalten bei der Arbeit obwohl ich nur eine halbe Lunge habe Arbeit leistete wie ein Gesunder, keinen Tag den ich nicht rechtfertigen könnte von der Arbeit fernblieb, ich erhielt sogar 10 oder 15.- RM Prämie für erstklassige Instandhaltung meiner Drehbank u Werkzeuge. Ich veranstaltete Sammlungen für Soldaten die auf Urlaub kamen, daraus mögen Sie den Schluß ziehen das ich keine Absicht hatte dem politischen Geschehen zu hindern, den nur die Verbitterung allein war Schuld an meinen Handlungen und mein Leiden machte mich blind.

Ich bereue meine Tat und Bitte nochmals um Gnade bin bereit alles zu tun um meine Verfehlung wieder gut zumachen.

Wyt Karl Peter


Gnadengesuch von Karl Wyt vom 22. Oktober 1942

Bundesarchiv R 3017/24857


Mein Führer!

Der 9.IV.1905 geborene Karl Wyt Sohn des unterzeichneten Witwers wurde am 9. Oktober 1942 vom Volksgerichtshof, Berlin W 9. Bellevuestrasse 15 zum Tode verurteilt.
Der genannte ist verheiratet.
Der Unterzeichnete hat noch zwei Söhne, die sich im Fronteinsatz befinden und tadellose Soldaten sind.
Mit unendlichen Schmerz und tiefen Leid haben wir von dem Verbrechen des Sohnes und Gatten vernommen und bitten gemeinsam, Milde walten zulassen und das Todesurteil umzuwandeln, damit dem Verurteilten Gelegenheit gegeben wird, seine tiefe Reue zu bekunden.

Mit Deutschen Gruss
ergebenst,
Ludwig Wyt
Wien. XX. Leipzigerstrasse 18/27

Wien, 5. Nov. 1942


Gnadengesuch von Ludwig Wyt für seinen Sohn vom 5. November 1942

Bundesarchiv R 3017-24857

zurück