Emmy Zehden

28. März 1900, Lübbecke (Westfalen) – 9. Juni 1944
Emmy Zehden

Emmy Zehden

Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Emmy Wind­horst arbeitet nach der Schul­ent­las­sung als Haus­wirtschafts­hel­fe­rin. Seit 1918 lebt sie in Berlin und heiratet 1927 den Kauf­mann Richard Zeh­den, der aus einer jüdi­schen Familie stammt. Im Haus­halt des Paares lebt auch der Neffe von Emmy Zeh­den, Horst Günther Schmidt, den diese seit Anfang der 1920er Jahre auf­zieht.
Zu Beginn der 1930er Jah­re kommen Emmy und Richard Zeh­den in Kontakt mit den Ernsten Bibel­for­schern, die sich ab 1931 Zeu­gen Je­ho­vas nennen. Auch nach dem Ver­bot der Glau­bens­ge­mein­schaft im Juni 1933 neh­men sie an Bibel­stun­den teil und lassen sich 1935 als Zeu­gen Jeho­vas taufen. Richard Zehden wird des­halb im April 1938 vom Son­der­gericht Berlin zu einer Ge­fäng­nis­strafe von neun Monaten ver­urteilt und ist unter anderem im Strafgefängnis Plötzensee inhaftiert.
Emmy Zehden als Zeugin Jeho­vas eine ent­schie­de­ne Geg­ne­rin des Kriegs­diens­tes und be­ein­flusst ihren Neffen Horst Günther Schmidt, sich dem Wehr­dienst zu ent­zie­hen. Obwohl ihr Mann verurteilt ist und Emmy Zehden weiß, dass ihre Haltung lebens­gefährlich ist, hält sie an ihrer Über­zeu­gung fest. Sie verbirgt ihren Neffen, der sich ebenfalls als Zeuge Jehovas taufen lässt, sowie zwei weitere Kriegs­geg­ner zeit­weise in ihrer Woh­nung in Berlin-Ga­tow und in der Gärt­nerei von Otto und Jas­mine Muhs in Berlin-Staa­ken.
Am 24. Septem­ber 1942 werden Emmy und Richard Zeh­den fest­ge­nom­men. Wäh­rend ihr Mann in das Kon­zen­tra­tions­la­ger Sach­sen­hau­sen ver­schleppt und dort im November 1943 er­mordet wird, wird sie am 19. Novem­ber 1943 vom „Volks­ge­richts­hof” zum Tode ver­urteilt. Nach erfolg­los­en Gna­den­ge­su­chen wird Emmy Zehden am 9. Juni 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet. Ihre Ab­schieds­briefe werden der Familie vor­ent­halten.
Seit 1992 ist ein Weg in der Nähe der Gedenk­stätte Plöt­zen­see nach ihr benannt.

Dokumente

Gefangenenkarte von Emmy Zehden

Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei

Tenors des Todesurteils gegen Emmy Zehden, 27. März 1944

Bundesarchiv R 3017/7917

Name des Briefschreibers:
Emmy Zehden

Berlin-Plötzensee, den 9. Juni 1944
Königsdamm 7
Haus

Gelesen: Ri 12/6.44.

Mein lieber Bub!
Leider, leider habe ich von Dir solange
nichts gehört. Ich hoffe, daß Gretchen
Deine Adr. ausfindig macht um
Dir meine letzten Grüße zu
schicken. 7 Mon. habe ich auf mein
Gnadengesuch gewartet. Da es
nun Gottes Wunsch ist, will
ich den Weg gehen, so wie ihn
Jesus Christus ging. Sei nicht
traurig mein Jungchen. Wir
werden uns bald wiedersehen.
Vor allen Dingen bleibe auch
Du tapfer; denn Gottes Gericht
ist gerecht. Nur durch viel Trüb-
sal kann man ins Himmel-
reich eingehen. An Pappi konnte
ich nun nicht schreiben. Vielleicht
ist es besser so.

Noch so vieles Liebes möchte ich
Dir schreiben; aber keine Zeit
mehr. Also auf Wiedersehen
mein Jungchen. Was Gott
tut, das ist Wohl getan.
Tausend Grüße
u. Küsse von Dieser
Erde. Deine
Mutti.

Abschiedsbrief von Emmy Zehden, 9. Juni 1944

Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa

Verkündung der bevorstehenden Vollstreckung des Todesurteils gegen Emmy Zehden, 9. Juni 1944

Bundesarchiv R 3017/7917



Protokoll der Vollstreckung des Todesurteils gegen Emmy Zehden, 9. Juni 1944

Bundesarchiv R 3017/7917

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