Emmy Zehden

28. März 1900, Lübbecke (Westfalen) – 9. Juni 1944
Emmy Zehden

Emmy Zehden

Emmy Windhorst arbeitet nach der Schulentlassung als Hauswirtschaftshelferin. Seit 1918 lebt sie in Berlin und heiratet Mitte der 1920er Jahre Richard Zehden, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft später durch die Nürnberger Rassengesetze diskriminiert wird. 1930 schließt sie sich den Ernsten Bibelforschern (ab 1931 Zeugen Jehovas) an. Ihr Mann wird 1938 zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten wegen der Zugehörigkeit zu dieser Religionsgemeinschaft verurteilt.
Emmy Zehden ist wie alle Ernsten Bibelforscher eine entschiedene Gegnerin des Kriegsdienstes und beeinflusst ihren Neffen Horst Günter Schmidt, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Obwohl ihr Mann verurteilt ist und Emmy Zehden weiß, dass ihre Haltung lebens­gefährlich ist, hält sie an ihrer Überzeugung fest. Sie verbirgt ihren Neffen sowie zwei weitere Kriegsgegner zeitweise in ihrer Wohnung in Berlin-Gatow und in der Gärtnerei von Otto und Jasmine Muhs in Berlin-Staaken.
Am 24. September 1942 wird Emmy Zehden fest­genommen und am 19. November 1943 vom „Volksgerichtshof” zum Tode verurteilt. Nach erfolglosen Gnadengesuchen wird Emmy Zehden am 9. Juni 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet. Ihre Abschiedsbriefe werden der Familie vorenthalten. Ihr Mann Richard Zehden wird in das KZ Sachsenhausen verschleppt und 1943 ermordet.

Dokumente

Gefangenenkarte von Emmy Zehden

Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei

Tenors des Todesurteils gegen Emmy Zehden, 27. März 1944

Bundesarchiv R 3017/7917

Name des Briefschreibers:
Emmy Zehden

Berlin-Plötzensee, den 9. Juni 1944
Königsdamm 7
Haus

Gelesen: Ri 12/6.44.

Mein lieber Bub!
Leider, leider habe ich von Dir solange
nichts gehört. Ich hoffe, daß Gretchen
Deine Adr. ausfindig macht um
Dir meine letzten Grüße zu
schicken. 7 Mon. habe ich auf mein
Gnadengesuch gewartet. Da es
nun Gottes Wunsch ist, will
ich den Weg gehen, so wie ihn
Jesus Christus ging. Sei nicht
traurig mein Jungchen. Wir
werden uns bald wiedersehen.
Vor allen Dingen bleibe auch
Du tapfer; denn Gottes Gericht
ist gerecht. Nur durch viel Trüb-
sal kann man ins Himmel-
reich eingehen. An Pappi konnte
ich nun nicht schreiben. Vielleicht
ist es besser so.

Noch so vieles Liebes möchte ich
Dir schreiben; aber keine Zeit
mehr. Also auf Wiedersehen
mein Jungchen. Was Gott
tut, das ist Wohl getan.
Tausend Grüße
u. Küsse von Dieser
Erde. Deine
Mutti.

Abschiedsbrief von Emmy Zehden, 9. Juni 1944

Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa

Verkündung der bevorstehenden Vollstreckung des Todesurteils gegen Emmy Zehden, 9. Juni 1944

Bundesarchiv R 3017/7917



Protokoll der Vollstreckung des Todesurteils gegen Emmy Zehden, 9. Juni 1944

Bundesarchiv R 3017/7917

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