Emmy Zehden
Zu Beginn der 1930er Jahre kommen Emmy und Richard Zehden in Kontakt mit den Ernsten Bibelforschern, die sich ab 1931 Zeugen Jehovas nennen. Auch nach dem Verbot der Glaubensgemeinschaft im Juni 1933 nehmen sie an Bibelstunden teil und lassen sich 1935 als Zeugen Jehovas taufen. Richard Zehden wird deshalb im April 1938 vom Sondergericht Berlin zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten verurteilt und ist unter anderem im Strafgefängnis Plötzensee inhaftiert.
Emmy Zehden als Zeugin Jehovas eine entschiedene Gegnerin des Kriegsdienstes und beeinflusst ihren Neffen Horst Günther Schmidt, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Obwohl ihr Mann verurteilt ist und Emmy Zehden weiß, dass ihre Haltung lebensgefährlich ist, hält sie an ihrer Überzeugung fest. Sie verbirgt ihren Neffen, der sich ebenfalls als Zeuge Jehovas taufen lässt, sowie zwei weitere Kriegsgegner zeitweise in ihrer Wohnung in Berlin-Gatow und in der Gärtnerei von Otto und Jasmine Muhs in Berlin-Staaken.
Am 24. September 1942 werden Emmy und Richard Zehden festgenommen. Während ihr Mann in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt und dort im November 1943 ermordet wird, wird sie am 19. November 1943 vom „Volksgerichtshof” zum Tode verurteilt. Nach erfolglosen Gnadengesuchen wird Emmy Zehden am 9. Juni 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet. Ihre Abschiedsbriefe werden der Familie vorenthalten.
Seit 1992 ist ein Weg in der Nähe der Gedenkstätte Plötzensee nach ihr benannt.
Dokumente
Gefangenenkarte von Emmy Zehden
Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei
Tenors des Todesurteils gegen Emmy Zehden, 27. März 1944
Bundesarchiv R 3017/7917
Emmy Zehden
Berlin-Plötzensee, den 9. Juni 1944
Königsdamm 7
Haus
Gelesen: Ri 12/6.44.
Mein lieber Bub!
Leider, leider habe ich von Dir solange
nichts gehört. Ich hoffe, daß Gretchen
Deine Adr. ausfindig macht um
Dir meine letzten Grüße zu
schicken. 7 Mon. habe ich auf mein
Gnadengesuch gewartet. Da es
nun Gottes Wunsch ist, will
ich den Weg gehen, so wie ihn
Jesus Christus ging. Sei nicht
traurig mein Jungchen. Wir
werden uns bald wiedersehen.
Vor allen Dingen bleibe auch
Du tapfer; denn Gottes Gericht
ist gerecht. Nur durch viel Trüb-
sal kann man ins Himmel-
reich eingehen. An Pappi konnte
ich nun nicht schreiben. Vielleicht
ist es besser so.
Noch so vieles Liebes möchte ich
Dir schreiben; aber keine Zeit
mehr. Also auf Wiedersehen
mein Jungchen. Was Gott
tut, das ist Wohl getan.
Tausend Grüße
u. Küsse von Dieser
Erde. Deine
Mutti.
Abschiedsbrief von Emmy Zehden, 9. Juni 1944
Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa
Verkündung der bevorstehenden Vollstreckung des Todesurteils gegen Emmy Zehden, 9. Juni 1944
Bundesarchiv R 3017/7917