Jaroslav Bartošek

14. Juni 1919, Wallachisch Meseritsch (Valašské Meziříčí) – 20. Oktober 1944
Der gelernte Bäcker Jaroslav Bartošek kommt 22-jährig im Herbst 1941 als „Zivilarbeiter” zunächst nach Bitterfeld und dann im Frühjahr 1942 nach Berlin, wo er als Koh­lenausträger und in einer Großbäckerei arbeitet. Wegen Urkunden­fälschung und Diebstahl wird er zu zwei mehr­monatigen Haftstrafen verurteilt.
Anfang 1944 wird er Teil einer Gruppe, die von Januar bis Mai 1944 nächtliche Einbrüche in Lebensmit­tel- und Bekleidungsgeschäften begeht und die Ware zu hohen Preisen weiterveräußert.
Am 30. September 1944 verurteilt das Sonderge­richt II bei dem Landgericht Berlin ihn auf Basis der kurz nach Kriegsbeginn er­lassenen „Volksschädlingsver­ordnung” wegen „fortgesetzten Kriegswirtschafts­verbrechen zu­gleich mit schwerem Diebstahl” zusammen mit sechs weiteren Angeklagten zum Tode. Sein Gnadengesuch wird abgelehnt und Jaroslav Bartošek am 20. Oktober 1944 in Plötzensee ermordet.

Dokumente

Berlin-Plötzensee, den 10.10.1944
Gefängnis IV 2/36

An Genneralstattsanwaldschaft des Sondergerichts beim Landsgericht
in Berlin Alt Moabit 12a. Turmstrasse 91.

Am 30.9.1944 war Ich von Sondergericht II. wegen diebstahl (bei verdunelunk) in fier fähle zum Tode verurteilt worden.
Es ist mich heute sehr leid dass Ich mich damalz íberreden lassen und an die Berliner Bevölkerung suschwer angenom habe.
An grund das ich arbeit und wohnunk-llose in Berlinn rumgetraiben habe muss ich sagen das ist nicht ganz var. Bisum meinne festnahme habe ich gewohnen in Lager von Fma Dahms Kaiser Wilhemstr 25 bei Kramer. Da habe ich auch gearbeitet. Nur diess Zeit was diese sache pasiert ist war ich krank und bei dem Ärzt dr. Play Pappeallee erst Zeit und dan beim dr. Zellentin im Kaiser Wilhemstr. 21. angemeldet worden. Zwischen meine krankheit habe ich kennen gelernt seine Restaurant wo vekehrt nur Tscheche. und da habe ich diesse gewisener Bllesl und Mužik kennengelernt. Dies Bllesl hat gehabt bei sich Hern anzüge zum verkaufen beim eine fal habe ich als dolmetsch geholfen habe ich zu Ihn gesakt das ich brauchen auch anzug aber bin ich krank und habe kein gelt da für. Er hat auf das gesakt das ich ihm brauche nicht zofort bezahlen.
dann aber par tage schpäte hat er gekomen und hat mir gesakt das er will Möbel kaufen und brauche da für geld ich sol mich das gelt auf den Anzuk besorgen oder er ferkauft der anzuk an andere Ja geld besorgen aber wi? Und das hat gekomt diese Mužik und hat gesakt das ich sol mit ihm gehen an diese sache, Wen aber habe Ihm gesakt das ik zu was noch nie gemacht habe hat er mir geantwortet das brauche ich wider nie machen er macht ales allein ich nur mit zu gehen dan habe ich gegang. Ich habe auch der kleinste teil genom. Ich habe gesehn das Ich weder an die schlechte wege bin aber war schon zu schpät. Jetzt war ich verhaftet und abkeurteilt. Abkeurtelt war ich mitt eine bande diese hat vür zehntausende mark einbrüche gemacht aber ich habe nicht zu tun mit diese leute. Beim verhandlung var ich an die schpitze aufgesetzt als Führer bei unsere Tathen aber das ist nie war.
Ich kann mich selbst me zu Verteidigen ich weis das mir vird me geklaubt das ich 2x vorbestraft bin und auf rechtsanwald habe ich kein geld. Nur diese Mužik mit seine Braut hat ales an mich geschoben un jetzt ist aber weg und ich verurteilt.
Ich aber Hoffe das ich nie su gröhse schweinehund bin und Bitte der Generalstatsanwadschaft meine Leben um zu schenken und noch dies mal um möglichkeit mich wider gut zumachen. Ich bitte sehr wen auch auf die höchste Zuchthausstrafe verwendet ich will da für arbeiten und zeigen da Ich als andere menschen nie wiedr Verbreche leben kann. Ich möchte mich melden nie zum Wehrmacht das weis ich das der Deutsche Wehrmacht in seine glieder keine Verbreche brauchen kann aber ich melde mich an die Fromt zum arbeit ich will wiedergut machen das was ich an die Bevölkerung schlecht gemacht habe!
mit Viel Dank.
Jaroslav Bartošek


Gnadengesuch von Jaroslav Bartošek vom 10. Oktober 1944

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 12 C Berlin II, Nr. 1752

Anordnung zur Vollstreckung der Todesstrafe gegen Jaroslav Bartošek und andere vom 12. Oktober 1944

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 12 C Berlin II, Nr. 1752

Mitteilung des Strafgefängnisses Plötzensee über die Hinrichtung von Jaroslav Bartošek, 20. Oktober 1944

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 12 C Berlin II, Nr. 1752

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