Walter Bernhardt
Walter Bernhardt unterhält seit 1927 sexuelle Beziehungen zu Männern. Er wird am 7. Juni 1944 festgenommen und, obwohl in dieser Sache nicht vorbestraft, nach dem 1941 verschärften Gesetz gegen „gefährliche Gewohnheitsverbrecher” angeklagt. Am 25. September 1944 wird er vom Sondergericht III beim Landgericht Berlin zum Tode verurteilt. Im Urteil heißt es: „Nur seine Ausmerzung kann die deutsche Jugend vor ihm schützen. Aber auch das Bedürfnis nach gerechter Sühne erfordert hier die Verhängung einer Todesstrafe.”
Walter Bernhardt wird am 13. Oktober 1944 in Plötzensee ermordet.
Dokumente
Gefangenenkarte von Walter Bernhardt
Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep 12 C Berlin II, Nr. 1907
Gnadengesuch.
Auf die Verurteilung meines Sohnes Walter Bernhardt bitte ich um Gnade, die Todesstrafe aufzuheben. Seinen Angaben nach ist er von andern auch verführt worden. Es ist mein einziger Sohn und ist es für uns Eltern doch unfasbar schwer ein solches Urteil auf unsere alten Tage zu erleben.
Wir als Eltern haben uns einwandfrei geführt. Besteht nicht die Möglichkeit, da er seine Fehler eingestanden hat, ihm Gelegenheit zu geben ein anderer Mensch zu werden?
Wir selber haben uns im Leben ein Eigentum aus eigener Kraft geschaffen und hatten gehofft im Alter eine Stütze zu haben. Wir sind durch Fliegerterror schon geschädigt und selber schaffe ich mit 62 Jahren noch an der Drehbank für die Rüstung. So lange wie er bei mir zu Hause war, kann ich an seinem Verhalten nichts aussetzen. Erst nach seiner letzten Gehirnerschütterung war sein Benehmen manches mal etwas sonderbar. Durch sein Eingeständniß und seine Reue hat er doch schon bewiesen das er ein anderer Mensch werden soll und bitte ich durch Aufhebung der Todesstrafe ihm Gelegenheit hierzu zu geben.
Heil Hitler
Franz Bernhardt
Wildenbruch, Waldheimstr. 23.
Gnadengesuch des Vaters von Walter Bernhardt für seinen Sohn, 25. September 1944
Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep 12 C Berlin II, Nr. 1907
Anordnung der Vollstreckung des Todesurteils an Walter Bernhardt, 5. Oktober 1944
Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep 12 C Berlin II, Nr. 1907