Fritz Lemme

18. August 1909, Wusterhausen/Dosse – 8. September 1943
Fritz Lemme

Erkennungsdienstliches Foto von Fritz Lemme

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep 12 C Berlin II, Nr. 1284

Fritz Lemme erkrankt als Schüler an einer Blutvergiftung, die zur Amputation eines Armes führt. Den größten Teil seines Lebens verbringt er in Heimen. Seit 1932 lebt und arbeitet er in den Hoffnungstaler Anstalten in Lobetal, wo er intime Beziehungen und Freundschaften zu anderen Männern unterhält.
Nach einer Denunziation kommt es ab Oktober 1942 zu umfang­reichen Ermittlungen durch das Homosexuellen­referat der Berliner Kriminalpolizei in deren Rahmen auch Fritz Lemme festgenommen wird. In den folgenden Monaten werden mehr als 30 Männer verurteilt.
Der Generalstaatsanwalt beim Landgericht Berlin erhebt im April 1943 Anklage gegen Fritz Lemme, Hans Heinrich Festersen, Ernst Hirning und Friedrich Riemann. Obwohl bei ihnen von einer verminderten Schuld­fähigkeit ausgegangen wird und sie nicht vorbestraft sind, werden die vier Männer am 13. Juli 1943 vom Sondergericht V beim Landgericht Berlin wegen „widernatürlicher Unzucht” als „gefährliche Gewohnheitsverbrecher” zum Tode verurteilt.
Auch der Einsatz des Leiters der Hoffnungstaler Anstalten, Pfarrer Paul Gerhard Braune, kann eine Hinrichtung nicht verhindern.
Friedrich Riemann, Hans Heinrich Festersen, Fritz Lemme und Ernst Hirning werden während der sogenannten Blutnächte am 8. September 1943 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee ermordet.

Dokumente

Anschreiben zur Anklage gegen Friedrich Riemann, Ernst Hirning, Fritz Lemme sowie Hans Heinrich Festersen, 27. Mai 1943

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep 12 C Berlin II, Nr. 1284

An
Dem Herrn Beauftragten Richter v. Gnadensachen
Sond V in Berlin

Gnadengesuch

Ich der Wächter, Fritz Wilhelm Hermann Lemme geb. 18.8.09 z. Wusterhausen a.D. Als Sohn des Schlächters Bruno Lemme und Gattin Anna, geb. Hoodt.
Bin vom Sond. V Berlin am 13.7.43 wegen Vergehen gegen 175. und Verbrechen der Kriegs Verordnung § 1 ud. v. 4 September 1941 zum Todt Verurteihlt worden.
Möchte nun ein Gnadengesuch einreichen, Ob Es Dem Herrn Gnaden Richter vielleicht mit Meiner Person könnte milde walten laßen und meine Todesstrafe in Zucht Haus um wandeln.

Habe die Tat sehr bitter bereut ich bin doch nur zur Sache verführet worden, auch bei dem Gericht habe ich der Wahrheit die Ehre gegeben.
Möchte meiner Lieben alten guten Mutter, die Sache noch nicht an tun und so von ihr zu scheiden, so wahr der liebe

Gott mir möchte Helfen, und auch Beistehen. Habe bloß eine Vorstrafe von 8 Monatte, auch damals gab ich der Wahrheit die Ehre. Bin sonst immer Treu und brav im Leben gewesen.
Auch meine Vorfahren sind alle un Bestraft, die Schwester vom Urgroß Vater Frau Sauer geb. Hoodt wurde 1936 zum 96ten Geburtstag von unserm Geliebtem Führe Adolf Hitler gratuliert.
Und ich möchte nun nicht der Familie die Schande an tun, mein Vater ist 35 an ein Kriegs leiden gestorben. So daß Mutter eine Frau Mauer ist die Selbige der 1. Partei Mann aus Wusterhausen a/D.
Ich Selber würde fürs Vaterland dien bin aber seit dem 13ten lebens Jahre Invalide da mich der Rechte Arm mit Schulter durch Blutvergiftung abgenom wurde.
Und nun Möchte doch Bitten wenn mein Flehen würde Erfolg Zahlen.
Die Strafe bereue Ich sehr bitter würde mich nicht mehr solcher Sache hingeben.
Möchte Dem Herrn Gnaden Richter doch nun bitten mein Leben noch Ein Mal Schenken zu wollen

In Erwartung bin Ich ergebens
gez. Fritz Lemme

Gnadengesuch von Fritz Lemme, 15. Juli 1943

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep 12 C Berlin II, Nr. 1280/3

Mitteilung des Strafgefängnisses Plötzensee über die Hinrichtung von Fritz Lemme, 7. September 1943

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep 12 C Berlin II, Nr. 1281

Sterbeurkunde von Fritz Lemme

Ancestry, Archiv zur Ahnenforschung

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