Elisabeth Schumacher

28. April 1904, Darmstadt – 22. Dezember 1942
Elisabeth Schumacher

Elisabeth Schumacher um 1935

Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Elisabeth Hohenemser entstammt einer ehemals wohlhabenden Familie. Ihr Vater fällt bereits 1914 im Ersten Weltkrieg. Nach ihrer Ausbildung in Offenbach und Berlin arbeitet sie als freiberufliche Grafikerin im Deutschen Arbeitsschutzmuseum in Berlin. Als „Halb­jüdin” wird ihr eine feste Anstellung verwehrt. 1934 heiratet sie den Bildhauer Kurt Schumacher.
Elisabeth Schumacher ist an den Diskussionen und ersten Aktionen im Widerstandskreis um Harro Schulze-Boysen beteiligt. Sie fotokopiert und verkleinert illegale Schriften. Im August 1939 organisiert sie zusammen mit ihrem Mann Hilfe für den verfolgten Rudolf Bergtel. Unmittelbar nach Beginn des Krieges gegen die Sow­jetunion übernimmt sie von dem Vertreter der sowje­tischen Botschaft Alexander Korotkow einen Funkcode und Geld. Sie hilft bei der Verbreitung und Weitergabe illegaler Schriften und kümmert sich um ihre von der Deportation bedrohten Verwandten. Ein Onkel, Moritz Hohenemser, wird in das Ghetto Theresienstadt depor­tiert. Ihren Onkel Richard Hohenemser und seine Frau versucht sie gemein­sam mit Philipp Schaeffer, vor dem Selbstmord zu retten.
Anfang August 1942 nimmt sie den aus Moskau kom­menden Fallschirmagenten Albert Hößler auf. Nach der Enttarnung der Roten Kapelle wird sie am 12. September 1942 festgenommen und am 19. Dezember 1942 durch das Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt.
Elisabeth Schumacher wird gemeinsam mit ihrem Mann am 22. Dezember 1942 in Plötzensee er­mordet.

Dokumente

Feldurteil des Reichskriegsgerichts gegen Schulze-Boysen, Harnack und andere, 19. Dezember 1942

Militärhistorisches Archiv, Prag

Elisabeth Schumacher
Berlin-Plötzensee, den 22.12.1942

Liebe, liebe Käthe, Kurt und Änne!
Ein köstliches Päckchen erfreute mich noch am
Sonnabend so sehr u. ein wunderbares Bild
von meinem Verönchen. Es war wie lebendig
bei mir, so zärtlich und lieb. Habt Dank!
Und lebt wohl. Wir werden uns nie in diesem
Leben wiedersehen u. ob in einem anderen,
das werde ich bald erfahren. Ich bin
gespannt darauf.
Wenn ich nur wüßte, wie ich meiner Mutter
die Nachricht beibringe. Sie ist so allein
u. wird nicht damit fertig werden.
Es ist nur so furchtbar, daß ich das Euch
allen antue u. ich weiß, wie wenig Ihr
diese zusätzliche Belastung noch brauchen
könnt.
Ihr Lieben! Ich wünsche Euch und den Kin-
dern, daß Ihr durchhalten möget durch
diese schwere Zeit und daß Ihr noch
eine bessere Zukunft erleben möget.
Es sterben so viele Menschen täglich,
stündlich. Da müssen wir ganz still
sein u. sind sehr ruhig, fast froh.
Ihr müßt wissen, daß es immer für die
schwerer ist, die bleiben, u. darum schmerzt
es mich an Euch zu denken. Grüßt alle
lieben Menschen. Der guten Änne wünsche
ich, daß ihr treue Zähigkeit belohnt werde,
Euch wünsche ich, daß Ihr Euren Kindern
noch lange den Weg ins Leben bahnen
könnt. Daß Ihr mich liebbehalten werdet,
das weiß ich, und verzeihen werdet Ihr mir
auch. Das ist alles, was ich noch brauche.
Was mit meinem lieben Philipp wird, weiß
ich nicht. Ich hoffe, daß er in Ruhe alt wer-
den darf.–
Ich habe Euch sehr lieb. Lebt wohl
und wenn es Euch möglich ist, schreibt mei-
ner Mutter.
Eure Elisabeth.
Leider bin ich nicht mehr allein, um mich richtig
konzentrieren zu können. Und ich weiß
jetzt, daß Eure Eltern einen schönen, wun-
derschönen Tod hatten.

Abschiedsbrief von Elisabeth Schumacher, 22. Dezember 1942

Gedenkstätte Deutscher Widerstand

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