Karl Zink

24. April 1910, Zella-Mehlis – 6. September 1940
Karl Zink

Erkennungsdienstliches Foto von Karl Zink

Bundesarchiv R 3017/36494

Karl Zink absolviert eine kaufmännischen Lehre im Waffengeschäft seines Vaters in Ilmenau und besucht eine private Handelsschule. Als die Familie 1929 das Geschäft aufgeben muss, wird er arbeitslos. Nach einigen Monaten im Arbeitsdienst beginnt er eine Tätigkeit in den Rheinmetallwerken in Sömmerda.
Karl Zink, der seit 1931 der KPD angehört, wird im April 1936 vom Oberlandesgericht Jena wegen „Vorbereitung zum Hochverrat” zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.
Nach der Haftentlassung schließt er sich mit seinem Bruder Walter einer illegalen Gruppe in Ilmenau an. Sie stellen eine Druckschrift mit dem Titel „Antifa” her und warnen vor dem kommenden Krieg.
Karl und Walter Zink werden am 1. September 1939 festgenommen und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat” angeklagt. Karl Zink wird vom „Volks­gerichtshof” am 18. Juni 1940 zum Tode verurteilt und am 6. September 1940 in Berlin-Plötzensee ermordet.
Sein Bruder Walter wird zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.

Dokumente

Gefangenenkarte von Karl Zink

Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei

Urteil des „Volksgerichthofs” gegen Karl und Walter Zink sowie Georg Link, 18. Juni 1940

Bundesarchiv R 3017/36494

Berlin-Plötzensee, den 21. Juni 1940
Karl Zink
Aktenzeichen: 5. J. 46/40
2 H. 45/40
Volksgerichtshof


An die Reichskanzlei des Führers, in Berlin.
Betr. Gnadengesuch des Strafgef. Karl Zink
Ich bitte Sie vom 2. Strafsenat des Volksgerichts gegen mich verhängte Todesstrafe in eine Zuchthausstrafe umzuwandeln. Ich weiß, daß ich mich auf das Schwerste geg. Volk u. Staat vergangen habe. Wenn ich trotzdem den Mut habe ein Gnadengesuch an Sie zu richten, so deshalb, weil meine verbrecherische Handlung auf keine Natur od. Erbanlage zurückzuführen ist. Ich entstamme einer gutbürgerlichen Familie. Aber leider sollte ich Not Elend u. Verzweiflung schon in frühester Jugendzeit kennenlernen. Kaum ausgelernt 17jährig, mußte ich gemeinsam mit meinem Vater den schwersten Kampf, um die Erhaltung unseres Geschäftes, unserer Existenzgrundlage führen. Trotzdem wir bis in die Nächte hineinarbeiteten, waren die Verhältnisse stärker wie wir. Unser Geschäft brach 1930 zusammen. In höchster Not wande ich mich gemeinsam mit meiner Mutter an einen meiner vielen Verwanden u. bat um Arbeit in seinen großen Speditionsgeschäft. Er verwies uns aber die Tür u. sagte; daß wir unser Geschäft hätten halten sollen. Dabei war Mitglied des Thür. Kirchenverbandes. Für ihn hätte es nur ein klann bedeutet, mir Arbeit zu geben, damit ich meine Eltern erhalten konnte, u. ich wäre nie auf die schiefe Ebene geraten. Durch eine schele Handlungsweise meiner eigenen Verwanden verlor ich vollkommen den Glauben an die Menschheit. Die Not u. das Elend brach über uns ein, wir mußten Wohlfahrtsunterstützung in Anspruch nehmen, um uns nur über Wasser zu halten. Dieser Erlebnisse tragen die Schuld, daß ich der kommunist. Propaganda zum Opfer viel. Hätte mein Onkel mich zurückgewiesen, ich wäre ein ganz anderen Weg gegangen. Diese Ereignisse tragen auch die Schuld, daß die Einflüsse einer unheilvollen Vergangenheit, so lange Herrschaft über mich hatten. Ich hatte das Beste „den Glauben“ verloren.


Über die Tat selbst ist zu sagen, daß die Organisation nur örtlichen Charakter hatte, u. daß die Hetzschriften nur in kleinsten Kreisen zirkulierten, die sie nach dem Lesen unmittelbar verbrannten. Die Hetzschrift Aufruf usw. ist überhaupt nicht zur Verteilung gelangt. Nach dem Nichtangriffspakt mit Rußland wurde jede Tätigkeit eingestellt. Nach meiner Verhaftung glaubte ich den Gewissensqualen nur durch Selbstmord entgehen zu können, welches jedoch von den Beamten der Geh. Staatspolizei verhindert werden konnte. Als ich die Herrschaft über mich zurückerlangte sah ich ein, daß ich nun auch die Verantwortung tragen mußte. Ich versprach das auch den Beamten der Geh. Staatspolizei. Während meiner 9 monatl. U.Haft im Gerichtsgef. Weimar habe ich von frühmorgens bis spätabends gearbeitet, um durch gute Arbeitsleistung einen kleinen Beitrag z. Weltwirtschaft zu leisten. Vor dem Volksgerichtshof habe ich ein volles Geständnis abgelegt. Wenn ich trotz der Schwere meines Verbrechens um Gnade bitte, so bitte ich zu bedenken, daß ich wohl der Letzte sein werde, der Sie wg. eines solchen Verbrechens um Gnade anfleht, denn die sich in den letzten 10 Monaten zusammengeballten Ereignisse von weltgeschichtl. einmaliger Bedeutung, haben auch den Letzten überzeugt, daß am den Aufbau einer neuen Welt ohne den Nationalsozialismus nicht zu denken ist. Auch in mir ist es Tag geworden. Alle Schlacken sind fortgeschwemmt. Wie ein Wunder erscheint mir die nationalsoz. Volksgemeinschaft, die wie ein Mann zusammensteht, um die Weltplutokratie zu vernichten. Gerade durch meine niederschmetternden Jugenderlebnisse hätte ich dieses am wenigsten für möglich gehalten. Auch ich sehe jetzt den Weg der aus der finsteren Gegenwart in eine leuchtende Zukunft führt. Der plutokratische Weltfeind wird vernichtet werden. Die in diesem Krieg zusammengeschweißte deutsche Volksgemeinschaft wird verbunden mit den neuen Staaten Europas der Welt eine bessere Ordnung geben. Weil auch ich dieses so klar vor Augen sehe möchte ich noch nicht sterben. Mein schönstes Lebensziel würde es sein, wenn ich in meinem Leben noch einmal beweisen könnte, daß auch ich ein anderer Mensch geworden bin. Geben Sie mir deshalb noch einmal die Chance ein neues Leben zu beginnen. Denken Sie auch an meine alte 60jähr. Mutter die die Schande ihres Sohnes nicht überleben würde. Auch ihr Leben ist nur Arbeit u. Mühe gewesen. Ihre beiden Söhne waren ihr einziger Halt.
Indem ich nochmals um Berücksichtigung dieses Gesuches bitte zeichne ich
ergebenst.
Karl Zink


Gnadengesuch von Karl Zink, 21. Juni 1940

Bundesarchiv R 3017/36494

Bekanntmachung der Hinrichtung von Karl Zink, 6. September 1940

Bundesarchiv R 3018/18400

Sterbeurkunde von Karl Zink vom 6. September 1940

Ancestry, Archiv zur Ahnenforschung

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